Wien – Die Kuratoren der Stadt Wien für Off-Theater luden am Montag unter dem doppeldeutigen Titel
Schöne Aussichten!
zu einer von STANDARD-Kulturchef Claus Philipp moderierten Diskussion über die Theaterreform ins Tanzquartier. Da aber vor allem neu bestellte Theatermacher (Stefanie Carp von den Festwochen, Andreas Beck vom Schauspielhaus und Thomas Frank von brut) am Podium saßen, fiel der Befund, was im brechend vollen Auditorium für Unmut sorgte, recht positiv aus.
Andreas Spiegl, Vizerektor der Akademie und Widerspruchsgeist, wunderte sich über die Hegemonie. Denn auch Tanzquartierchefin Sigrid Gareis betonte, wie "extrem wichtig" die Theaterreform gewesen sei.
Beziehungsweise: wie wichtig die Fortsetzung wäre. Doch Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny hatte am Montag im Standard-Interview unmissverständlich erklärt, sich nicht an Konzepten "erwürgen zu wollen". Und dies gilt auch für das Leitbild zur Theaterreform: Der Vorschlag der einstigen Kuratoren war, so Frank, derart komplex, dass er von der Kulturpolitik nicht im vollen Umfang durchgeführt werden konnte/wollte. Die Motivation, daran weiterzuarbeiten, sei drastisch gesunken. Die brut-Macher, die mehr Geld benötigen, müssten sich daher schon die Frage stellen: "Sind wir hier politisch noch gewollt?" Ähnlich argumentierte Beck: "Es besteht natürlich die Frage, wie lange uns unsere Experimente finanziert werden."
Wenig hoffnungsfroh stimmte auch André Turnheim, zusammen mit Angela Glechner und Marianne Vejtisek Kurator für den Off-Bereich: Deren Projektförderungstopf sei das Auffangbecken für alles, was nicht förderungswürdig erachtet werde. Die Kuratoren seien daher "Seelsorger", die "Almosen" vergeben. Frank pflichtete bei: Es mache keinen Sinn, Projekte zu fördern, die künstlerisch nicht zu evaluieren sind. Das sei eher eine soziale Debatte. (Thomas Trenkler, DER STANDARD/Printausgabe, 30.04.2008)