Was stimmt in Österreich nicht? Was läuft in dem kleinen idyllischen Bergland schief? - Der einzigartige Inzest-Fall in Amstetten füllt die Titelseiten rund um den Globus und rückt die Alpenrepublik in ein zweifelhaftes Licht. "Natürlich tut es dem Image Österreichs nicht sehr gut", sagte Karin Cwrtila vom Österreichischen Institut für Marketing (OGM) zur APA. "Es schreiben ja alle: Österreich - das 'Land der Verliese'."

"Image wird keinen Schaden nehmen"

Langfristig wird sich die Berichterstattung jedoch nicht auf Österreichs Ruf im Ausland auswirken, sind sich Cwrtila und OGM-Chef Wolfgang Bachmayer sicher: Das romantische Bild mit Dirndl-Kleid und Kaiserin Sisi werde am Ende überwiegen. "Das internationale Image Österreichs wird dadurch sicher keinen Schaden nehmen", betonte Bachmayer. Tradition und Gemütlichkeit - diese Vorstellungen über die Alpenrepublik seien sehr gut gefestigt.

Hinzu komme möglicherweise allerdings der Image-Aspekt der Schlampigkeit, sprich "laxe Behördenkontrolle", da der Inzest-Fall so lange unentdeckt geblieben sei, betonte Bachmayer. Grundsätzlich werde die Boulevard-Berichterstattungswelle kurz Fragezeichen aufwerfen, aber bald abebben. Mittel- bzw. langfristig werde Österreich als "Land der Musik" und nicht als "Land der Gewalt" da stehen.

Zeitliche Nähe zu Kampusch Grund für "Imagewandel"

Eine Rolle spiele auch die Größe des Landes. "Von Amerika ist man es ja schon irgendwie gewohnt", meinte Cwrtila zur Berichterstattung über schreckliche Kriminalfälle. Österreich gelte eher als kleines Bergland und "Insel der Seligen" mit einem "Happy-Peppi"-Image. Das Erstaunen, dass so etwas trotz dieses Rufes oder gerade deshalb passieren könne, sei sicher mit ein Grund für den Aufruhr.

Nach dem Wiederauftauchen von Natascha Kampusch habe jeder gedacht "schlimmer geht es nicht", nun sei es doch so gekommen, so die Marketing-Expertin. Die zeitliche Nähe der beiden Fälle und ihre Einzigartigkeit seien der Grund, warum es derzeit überhaupt zu einem "Imagewandel" komme. Seriöse Medien würden damit allerdings ganz anders umgehen als Sensationsblätter, am Ende werde daher der Aspekt "Es könnte überall passieren und ist ein Zufall" übrig bleiben. (APA)