Wien – Eine Aussage vor dem Untersuchungsausschuss hat ein Nachspiel: Weil Johannes Rauch, ehemaliger Pressesprecher von Innenministerin Liese Prokop, nun ÖVP-Landesgeschäftsführer von Tirol, am Dienstag gegenüber dem Kontrollgremium angegeben hat, dass er während seiner Zeit im Innenressort nicht beim Staat, sondern bei der parteinahen Niederösterreichischen Versicherung angestellt war, stellen die Grünen nun eine Anfrageserie an sämtliche Ministerkabinette – um über die Vertragsverhältnisse der Mitarbeiter seit dem Jahr 2000 Auskunft zu bekommen. Rauch hat nämlich zugegeben, dass ihm sein Leiharbeitsvertrag finanzielle Vorteile gebracht habe: „Der Sinn ist persönlicher Nutzen, weil man mehr Geld verdient“, sagte er. Auch der frühere Kabinettschef Philipp Ita, mittlerweile zu den Österreichischen Bundesbahnen gewechselt (ÖBB), war statt beim Bund bei einem Bildungsinstitut der Industriellenvereinigung beschäftigt.Der grüne Justizsprecher Albert Steinhauser will nun vom Innenministerium wissen, ob die Gehälter voll oder nur teilweise refundiert wurden. Denn der Oppositionspolitiker argwöhnt, dass hinter der seltsamen Vertragspraxis „ein Sumpf“ stecken könnte, „wo ÖVP-nahe Firmen über Ministersekretäre zu ihrem Vorteil agieren. Was ist der Zweck dieser Vertragskonstruktionen?“, will er wissen, und: „Warum wird so das Vertragsbedienstetengesetz umgangen?“ Steinhauser wird bei seiner Anfrageserie auch die mittlerweile SPÖ-geführten Ministerkabinette nicht ausnehmen und ist sich sicher, „dass wir noch auf ein Dutzend solcher Konstruktionen stoßen werden – wenn nicht mehr“. Zumindest für das Kanzleramt schließt Alfred Gusenbauers Sprecher Stefan Pöttler derartige Gepflogenheiten aus. „Bei uns hat niemand einen Leihvertrag.“ Und wie steht’s damit in den roten Ministerien? Pöttler dazu: „Ehrlich gestanden: Das kann ich nicht sagen, ich weiß es nicht.“ (nw, DER STANDARD, Printausgabe, 2.5.2008)