Washington - Im April 2008 meldeten in den USA um 47,7 Prozent mehr Privatpersonen Konkurs an als noch vor einem Jahr. Dies berichtete das American Bankruptcy Institute am Freitag. Grund: Laufend mehr Familien kämpfen mit dem "Fallout" aus der seit dem Sommer des Vorjahres akut gewordenen Krise um Hypotheken an weniger gute Schuldner ("Subprimes"). Die 92.291 Bankrotterklärungen markieren auch ein Plus in Höhe von sieben Prozent im März.

"Der steile Anstieg spiegelt den wachsenden Stress wieder, den amerikanische Familien haben - wegen der Schulden der Haushalte und den Turbulenzen auf dem Hypothekenmarkt", sagt Samuel Gerdano, Direktor des Instituts. "Wir erwarten, dass die Konsumentenkonkurse heuer die Zahl von einer Million überschreiten werden." Im Jahr 2007 wurden 850.912 "U.S. bankruptcy filings" registriert, bereits um 38 Prozent mehr als 2006. 2005 waren es aber schon zwei Millionen, danach wurde das Konkursrecht für Private (unter "Chapter 7" und "Chapter 13" im Vergleich zu "Chapter 11" bei Firmen) verschärft, worauf die neuen Fälle kurzfristig wieder zurück gingen.

Auftragseingänge legten um 2,2 Prozent zu

Andere Konjunkturdaten aus den USA waren weniger schlimm als zuvor von Analysten erwartet: So ist der Auftragseingang der Industrie im März deutlich stärker gestiegen als prognostiziert. Er sei um 1,4 Prozent zum Vormonat gestiegen, teilte das Handelsministerium am Freitag in Washington mit. Von Thomson Financial News befragte US-Volkswirte hatten lediglich mit einem Anstieg um 0,3 Prozent gerechnet. Die Auftragseingänge ohne Transportgüter stiegen um 2,2 Prozent. Hier hatten die Experten einen Anstieg um 2,0 Prozent erwartet.

Die von Rezessionsängsten geplagte US-Wirtschaft hat weiters laut jüngsten Daten weniger Stellen abgebaut als erwartet. Der Arbeitsmarktbericht für den April 2008 fiel mit einem Minus von 20.000 Jobs besser aus als von Analysten mit einem Stellenrückgang von 80.000 im Schnitt erwartet. Zugleich revidierte das US-Arbeitsministerium am Freitag das Minus des Vormonats nach oben auf 81.000. Zunächst war ein Rückgang von 80.000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft gemeldet worden. Die Arbeitslosenquote fiel auf 5,0 Prozent von 5,1 Prozent.

IWF-Chef warnt

Trotz allem bleibt der aktuelle Slowdown in den USA im Zentrum der Aufmerksamkeit der Ökonomen: Nach Ansicht des Generaldirektors des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, beinhaltet die US-amerikanische Wirtschaftskrise, deren Konsequenzen sich auch auf Europa ausdehnen, noch "große Gefahren".

"Wir befürchten, dass es noch Verluste der Banken gibt, die verborgen sind und daher noch nicht aufscheinen", meinte Strauss-Kahn. (Reuters, red, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3./4.5.2008)