Wien - Die Psychoanalytikerin Rotraud A. Perner hat sich am Samstag im ORF-Ö1-"Journal zu Gast" gegen höhere Strafen ausgesprochen. Im Inzest-Fall von Amstetten würde das angesichts des hohen Alters von Josef F. (73) "überhaupt nichts bringen". Allerdings sei sie dafür, dass bestimmte Institutionen "lebenslang" Einsicht in die geplante Sexualstraftäterdatei bekommen sollten.

Nach Ansicht Perners mache der Gedanke der Generalprävention generell keinen Sinn. Täter würden im Affekt nicht nachdenken, eiskalt planende Kriminelle hingegen sich für so schlau halten, dass sie ohnehin nicht damit rechnen, erwischt zu werden.

"Verbrechen geschehen in jedem Land"

Die Psychoanalytikerin betonte, dass man Personen getilgte Strafen nicht mehr vorhalten dürfe. Gleichzeitig sollte es aber einen "Tilgungsvorbehalt" geben, damit Jugendämter oder Polizei bei gleichartigen Delikten Einsicht in die Sexualstraftäterdatei nehmen könnten. Allerdings unter strengen Schutzbestimmungen - obwohl sich Perner dazu pessimistisch äußerte: "Datenschutz ist in Österreich kein hohes Gut."

Den Behörden wollte sie keine Vorwürfe machen. Wenn eine Lüge einmal funktioniere, dann auch weitere male. Auch dass dieser Fall "typisch österreichisch sei", wollte die Psychoanalytikerin nicht bekräftigen: "Verbrechen geschehen in jedem Land." Für Großbritannien und Portugal mit ihren Kinderheimskandalen sowie Frankreich und Belgien mit ihren Kindermördern sei es sehr "entlastend, nun auf Österreich hinzuhauen". (APA)