Wien – Die Sorge wegen des iranischen Atomprogramms ist legitim, und dass sie in Israel stärker ist als anderswo, mehr als logisch – das war sie schon vor den Drohungen von Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad. Und dass man aufgrund der eigenen Geschichte in Österreich und Deutschland auf dem Ohr „Bedrohung Israels“ noch hellhöriger sein sollte als anderswo, ist eine berechtigte Forderung.

So ist es verständlich, dass sich besorgte Personen einer überparteilichen Initiative „Stop the Bomb“ anschließen, wie Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek oder Kammerschauspielerin Elisabeth Orth. Wer könnte anders, als dafür sein, so eine iranische Bombe zu verhindern – die von den Veranstaltern der Iran-Konferenz in Wien am Wochenende, anders als von Experten, bereits als Tatsache gehandelt wird. Und vor allem ihr Zweck, das antiisraelische „Vernichtungsprogramm“. Wer steht da schon auf und fragt: „Gibt es das überhaupt?“ Der Irak ist ja auch schon wieder fünf Jahre her.

Wenn die gleiche Konferenz quasi als Roadshow an zwei Orten, Berlin und Wien, hintereinander veranstaltet wird, dann liegt der Schluss nahe, dass nicht, wie bei Konferenzen üblich, Meinungsaustausch und -findung das Ziel sind, sondern allein die Überzeugung des Publikums. Kampagnen und Lobbying, um Meinungen unter die Leute zu bringen und Interessen durchzusetzen, sind ebenfalls erlaubt. Man kann selbstverständlich auch eine Konferenz in diesem Rahmen „aufführen“.

Den Unterstützern – vor allem einer politischen Partei wie den Grünen, von denen eine Grußbotschaft eines Abgeordneten kam – würde es aber nicht schaden, einmal nachzuprüfen, wofür da geworben wird: für Solidarität mit Israel, gegen den OMV-Deal mit dem Iran. Warum auch nicht? Oder vielleicht für Unterstützung Israels, gleich, was immer es tut, für einen Krieg, einen Angriff auf den Iran?

Und wer betreibt das Lobbying? Gegen Antisemitismus zu kämpfen ist nicht nur legitim, sondern eine Pflicht. Personen für ihre kritischen Meinungen als Feinde Israels zu denunzieren (als „antizionistisch“, was ganz bewusst in einem Atemzug mit antisemitisch genannt wird), wie die Mitveranstalter der Konferenz, die „Scholars for Peace in the Middle East“, das tun: Unterstützen das die Unterstützer der Konferenz ebenfalls? Das ist etwa Gerhard Mangott passiert, einem renommierten Politikwissenschafter in Innsbruck. Wie steht die Universität Wien, der Veranstaltungsort, dazu? (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 5.5.2008)