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Italiens Bahnchef Mauro Moretti muss Schulden abbauen.

Foto: Reuters
Die italienischen Staatsbahnen Ferrovie dello Stato (FS) stehen in der Kritik der Politszene. Wirtschaftsminister in spe, Giulio Tremonti, plädiert dafür, dass europäische Infrastrukturprojekte, unter anderem auch der Brenner-Basistunnel, mittels der Ausgabe von Eurobonds finanziert werden. Und der künftige Regierungschef Silvio Berlusconi sieht die FS, wie berichtet, als möglichen Retter der angeschlagenen Airline Alitalia.

Auch wenn Berlusconis Vorschlag auf Kritik stößt, ist es nicht das erste Mal, dass Rom von einer Super-Transportholding träumt. Allerdings erlauben die Konten der FS keine großen Sprünge. Zwar gelang es dem Chef der Staatsbahnen, Mauro Moretti, im Vorjahr das Defizit um 80 Prozent auf 409 Millionen Euro zu drücken. Die Verschuldung bleibt mit 6,8 Milliarden Euro aber hoch.

Zurückhaltung

Der seit 2006 amtierende Moretti zeigt gegenüber den politischen Ambitionen der künftigen Regierung Zurückhaltung. Er ist vor allem von den Infrastrukturprojekten und der in Gang befindlichen Sanierung der Staatsbahnen überzeugt. "Beim Brenner-Durchstich handelt es sich um ein strategisches Bahnprojekt mit jahrhundertelanger Gültigkeit." Mindestens 400 Züge, davon 320 Güterzüge, sollen künftig pro Tag auf der Brenner-Transversale verkehren. Die Kosten von sechs Milliarden Euro werden zur Hälfte von Italien übernommen. 800 Millionen Euro stellt die EU aus ihrem Fonds 2007 bis 2011 zur Verfügung, davon entfallen etwa 257 Millionen Euro auf die nun gestarteten Sondierungsarbeiten. Die restlichen 250 Millionen Euro schießt der Staat zu.

Inwieweit das hochverschuldete Italien in der Lage ist, die geplanten Mammutprojekte zu finanzieren, darüber scheiden sich die Geister. Über ein Finanzierungskonzept bzw. darüber, wer die möglichen Mehrkosten übernehmen soll, wird in Rom ebenfalls geschwiegen. Der Vorschlag des künftigen Wirtschaftsministers Tremonti, europäische Infrastrukturprojekte mittels Eurobonds zu finanzieren, stößt in Mailänder Finanzkreisen auf großes Echo. "Ein attraktiver Vorschlag", sagte Wirtschaftsprofessor Alberto Quadrio Curzio zum Standard.(Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.5.2008)