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Ursula Wittwer-Backofen, Professorin am Institut fuer Anthropologie der Universitaet Freiburg, präsentiert in Freiburg einen 3-D-Print des sogenannten Fürstengruft-Schädels.

Foto: AP/Winfried Rothermel
Weimar - Der Totenschädel des Dichters Friedrich Schiller in der Weimarer Fürstengruft ist nicht das Original. Das habe laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" der Vergleich des Erbguts des vermeintlichen Schiller-Schädels mit der DNA seiner engsten Verwandten ergeben. "Wir haben die Wahrheit herausgefunden", sagte der Präsident der Klassik Stiftung Weimar, Hellmut Seemann, dem Magazin.

Der Schädel wurde aufgrund seiner großen Ähnlichkeit mit Totenmaske und Porträts des Dichters 180 Jahre lang für echt gehalten. Wo sich der Schädel des Dichters befindet, ist unklar. Auch das Institut für Gerichtliche Medizin in Innsbruck hat für das Projekt zur Klärung des Rätsels rund um die Überreste des Schriftsteller Friedrich Schiller beigetragen.

Neue Fragen

"Es ist eine Wunderlichkeit mehr, die dieses Weimar einzigartig macht: dass hier nicht nur Dichter bei Fürsten liegen, sondern ein Dichter -­ gemeint ist Goethe ­- ein vollständiges Skelett hat und der andere gar keins", sagte Seemann. Der Befund werfe neue Fragen auf. "Ein so exakter Doppelgänger kann nicht zufällig in den Sarg gekommen sein", sagte die Freiburger Anthropologin Ursula Wittwer-Backofen dem Magazin. Der echte Schädel Schillers sei möglicherweise bereits im 19. Jahrhundert gestohlen und durch einen sehr ähnlichen Schädel ersetzt worden, vermutet der ebenfalls an den Untersuchungen beteiligte Historiker Ralf G. Jahn.

Das interdisziplinäre Wissenschaftlerprojekt wurde 2006 vom MDR- Landesfunkhaus Thüringen in Zusammenarbeit mit der Klassik Stiftung Weimar initiiert, um die Echtheit des Schiller zugeschriebenen Schädels zu klären. Der MDR wollte am Samstagabend die exklusive Fernsehdokumentation "Der Friedrich-Schiller-Code" ausstrahlen.

Und jetzt?

Weiter forschen wird die Klassik Stiftung Weimar in dieser Sache nicht mehr: "Für uns ist der Schiller-Schädel-Streit beendet", sagte Seemann. "Wir hatten nur die Frage zu klären, ob einer der zwei Schädel in der Fürstengruft Schiller zuzuordnen ist oder nicht." Das Ergebnis der DNA-Untersuchungen habe ihn "außerordentlich befriedigt", die seit 180 Jahren offene Frage nach der Echtheit sei endlich geklärt. Er sei sich sicher, dass Goethe und Schiller die Untersuchungen "unbedingt gewollt hätten". "Schiller wäre mit dem Ergebnis sehr einverstanden gewesen", sagte Seemann.

Nach Ansicht der Stiftung wird der nun leere Sarg Schillers in der Weimarer Fürstengruft dennoch ein Besuchermagnet bleiben. Ich habe keine Bedenken, dass die Schillerverehrer ausbleiben werden, sagte Seemann - er rechne eher mit dem Gegenteil. Der leere Sarg Schillers neben dem Sarg Johann Wolfgang von Goethes sei jetzt als Denkmal zur Verehrung des Dichters zu verstehen. (APA/red)