Die U-Bahn-Verlängerung zum Stadion wird gefeiert, die Begleiterscheinungen sind umstritten.

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Ab 10. Mai fährt die U2 auf einem neuen Teilstück vom Schottenring zum Ernst-Happel-Stadion. Auf die Verlängerung der Strecke, die bis zur Eröffnung am kommenden Samstag noch vom Karlsplatz bis zum Schottenring führt, haben die Wiener lange gewartet. Einen Monat vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft kommt sie gerade recht. Die Stadtpolitiker klopfen sich dabei selbst auf die Schultern. Schließlich sei Wien bisher die einzige EURO-Gastgeberstadt, in der die Fußballfans mit der U-Bahn zum Stadion fahren können, sagt Vize-Bürgermeisterin Renate Brauner. Von der Fanzone rund um das Wiener Rathaus in der Innenstadt benötigt man nur zehn Minuten bis zur neuen Endhaltestelle - via Taborstraße, Praterstern, Messe und Krieau.

Die fünf neuen U2-Stationen unterscheiden sich von den bestehenden, teilweise schon mehr als 30 Jahre alten in ihrer Architektur. So hat man dort, wo die Trasse unter der Erde verläuft, durch die Lichtkonzepte trotzdem das Gefühl, ebenerdig zu wandeln. Kuppeln in der Decke lassen natürliches Licht auf den Bahnsteig. Generell habe man durch Beleuchtung versucht, Angsträume zu vermeiden, sagt Günter Steinbauer, Chef der Wiener Linien.

Hell ausgeleuchtet

Die Station Stadion ist nicht nur hell ausgeleuchtet und drei kräftige Steinwürfe - 150 Meter - vom Ernst-Happel-Stadion entfernt. Die Hochstation ist mit drei Gleisen und zwei symmetrischen Mittelbahnsteigen mit Abgängen an jedem Ende auch für Großveranstaltungen konzipiert. Um die Massen bei Fußballspielen besser zu kanalisieren, können vier zusätzliche Abgänge geöffnet werden. Findet kein Spiel statt, bleiben auch die engmaschigen Metalltüren der Zusatzausgänge geschlossen. Durch das dritte Gleis ist es bei großem Ansturm auch möglich, zusätzliche Züge einzusetzen. So können die Züge auch alle zwei Minuten fahren. Der normale Rhythmus: alle fünf Minuten zur Hauptverkehrszeit und ansonsten alle siebeneinhalb Minuten.

Auf zusätzliche Züge brauchen die Anrainer in der Leopoldstadt oberirdisch aber nicht zu warten. Mit dem Einstellen der Straßenbahnlinie 21, die derzeit noch zwischen Schwedenplatz und Praterkai verkehrt, ist eher das Gegenteil der Fall. Für die Menschen, die die kurzen Wege gewohnt sind, bedeute das eine große Umstellung, kritisieren die Wiener Grünen und die Volkspartei.

Kritik kommt auch von Eltern, deren Kinder in der Aspernallee zur Volksschule gehen. Der Bus 80A, der die Schüler bis dahin direkt vor die Schule führte, wird das ab 10. Mai nicht mehr tun. Danach müssen die Kinder beim Knotenpunkt Praterstern in den 77A umsteigen. Riskant, finden manche Eltern. (Marijana Miljkovic/DER STANDARD-Printausgabe, 6.5.2008)