Die Schlacht ist geschlagen, vordergründig hat Yahoo das unerwünschte Kaufangebot Microsofts zurückgewiesen. Aber der eigentliche Sieger des Matchs ist beider Konzerne Erzkonkurrent, Google.

Abwehr

Um Microsoft abzuwehren, holte Yahoo Google auf seine Seite und verkauft jetzt auf Yahoo-Seiten Google-Inserate. Und während Microsoft bei seinem Kerngeschäft mit Software schwächelte (ein Gewinnrückgang von elf Prozent, während z. B. Hewlett Packard, IBM oder Apple trotz Flaute kräftig zulegten), baute Google seine Software-Initiativen aus.

Wind

Richtig hitzig wurde es ohnehin nicht: Zwar war das Microsoft-Angebot im Wert von über 40 Milliarden Dollar das bisher größte im IT-Bereich (doppelt so groß als vor einigen Jahren der umfehdete Kauf von Compaq durch HP), das viel Wind erzeugte. Aber weder wirkten Yahoos Abwehrmaßnahmen besonders giftig, und schon gar nicht ließ sich Microsoft auf den Kampf um die Stimmen der Yahoo-Aktionäre ein. Es blieb bei Wortgefechten.

Angeschlagen

Dennoch gehen beide angeschlagen aus diesem Match: Microsoft hat mit dem Angebot drastisch bestätigt, dass es den Onlinebereich trotz zahlreicher eigener Angebot und Zukäufe als seine Achillesferse sieht. Geld allein macht nicht mehr mächtig: Die Zurückweisung führte den gezähmten Riesen vor.

Energie

Yahoo wiederum verbrauchte seine Energie im Widerstand statt für die (Er-)Findung seiner neuen Position. Google hat den Rivalen hoffnungslos distanziert, nach Marktanteil, Umsätzen und Ideenreichtum - Yahoo hingegen noch immer keine überzeugende Rolle als Nummer zwei im Onlinebereich gefunden.

Abwarten

Gut möglich, dass Microsoft im Übernahmebuch von Oracle nachgelesen hat: Diese zog ihr abgewiesenes Übernahmeangebot für BEA zurück, die Schmutzarbeit erledigten für Oracle vom Kursrutsch enttäuschte BEA-Aktionäre: Sie erzwangen die Annahme eines (nachgebesserten) Angebots. Mancher Yahoo-Aktionär wird nach 20-prozentigem Verlust Montag ähnliche Gedanken gewälzt haben. (Helmut Spudich / DER STANDARD Printausgabe, 06.05.2008)