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19. Mai 1999: der damalige UN-Menschenrechtssekretär Sergio Viera de Mello inspiziert das zerbombte Zastava-Werk.

Foto: APA/EPA/ Srdjan Suki
Belgrad - Der italienische Fahrzeughersteller Fiat, der letzte Woche in Belgrad ein Memorandum über die Übernahme von 70 Prozent der durch NATO-Luftangriffe zerstörten serbischen Autofabrik Zastava unterzeichnete, soll nun Erleichterungen zugestanden bekommen. Im Kragujevac, wo sich der Automobilbetrieb befindet, wird heute ein Memorandum mit den Italienern unterzeichnet, das Fiat von der Bezahlung von Kommunalgebühren in den nächsten zehn Jahren befreien wird.

VW soll Werk planen

Kragujevac soll gleichzeitig den Status einer Zollfreizone für den Autoexport erhalten. Die serbische Regierung will damit die Stadt in ein Zentrum der Automobilindustrie im Westbalkan verwandeln. Nach Angaben von Wirtschaftsminister Mladjan Dinkic dürfte der neue Status auch für die deutsche VW-Gruppe von Interesse sein. Diese will in Kragujevac einen eigenen Betrieb errichten.

Der Wert der künftigen Fiat-Investition in Zastava soll sich auf 700 Mio. Euro belaufen. Die Kooperationspartner der italienischen Firma sollen laut Dinkic weitere 500 Mio. Euro in die Herstellung von Ersatzteilen in Serbien investieren. Der serbische Staat wird 30 Prozent der Aktien an Zastava behalten.

Fiat will in der Fabrik im zentralserbischen Kragujevac ab Ende 2009 ein völlig neues Modell der A-Klasse bauen. Geplant ist die Produktion von 200.000 Autos jährlich. Ab 2010 soll dort auch ein neues Mittelklasseauto gebaut werden. Minister Dinkic hat die Unterzeichnung eines entsprechenden Vertrages bis Ende Juni angekündigt.

Freihandelsvertrag mit Russland

Gemäß Dinkic, dem Vorsitzenden der Expertenpartei G17-plus, hat Belgrad vor, die russischen Behörden aufzufordern, den Wagenimport aus Serbien in den bestehenden Freihandelsvertrag aufzunehmen. Dies würde zur Verringerung des serbischen Außenhandelsdefizits mit Russland beitragen, das sich zur Zeit auf 1,5 Mrd. Dollar beläuft.

Die Einigung mit Fiat erfolgte kurz vor der serbischen Parlamentswahl und dürfte eines der wichtigsten "Wahlzuckerl" des prowestlichen Parteienlagers darstellen. Der Deal wurde allerdings auch von der Demokratischen Partei Serbiens des nationalkonservativen Premiers Vojislav Seselj mit keinem Wort negativ kommentiert. Sollte das unterzeichnete Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union, das nach Deutung Dinkic' für die Einigung mit Fiat ausschlaggebend war, nach der Wahl von der neuen Regierung annulliert werden, werden womöglich auch die Abmachungen mit dem italienischen Autoproduzenten in Frage gestellt. (APA)