Wien - Bei den abgebrochenen Kollektivvertragsverhandlungen (KV-Verhandlungen) für rund 50.000 Beschäftigte in der heimischen Elektro- und Elektronikindustrie stehen die Zeichen auf Sturm: Heute, Mittwoch, fand in Wien eine Betriebsrätekonferenz mit mehr als 800 Teilnehmern statt. Die Betriebsräte kündigten dabei an, mit den Arbeitnehmern in den Betrieben und mit den Gewerkschaften "für ihren Kollektivvertrag zu kämpfen, wenn dies erforderlich werden sollte." Die Leitungsorgane der Gewerkschaften wurden ersucht, die zur Durchsetzung der Forderungen notwendigen Beschlüsse zu fassen.

Gewerkschaften und Betriebsräte aus ganz Österreich haben heute in Wien die Linie für den kommenden Verhandlungstermin am 13. Mai und die weitere Vorgangsweise festgelegt. Laut Gewerkschaft sei die heutige Veranstaltung die größte Betriebsräte-Konferenz der vergangenen Jahre gewesen.

Am 8. April 2008 übergaben die Metallergewerkschaften (GMTN) und die Gewerkschaft der Privatangestellten Druck Journalismus Papier (GPA-DJP) das gemeinsame Forderungsprogramm. Wesentliche Punkte darin sind die Erhöhung der kollektivvertraglichen Mindestlöhne und -gehälter, der Ist-Löhne und -Gehälter, der Lehrlingsentschädigungen, Zulagen und Aufwandsentschädigungen und rahmenrechtliche Verbesserungen. Am 17. und am 23. April fanden Verhandlungen darüber statt. Die Standpunkte von Gewerkschaften und Arbeitgebern lagen allerdings auch nach der zweiten Verhandlungsrunde weit auseinander.

Hohe Inflation

"Wir bekennen uns zu unserer Verantwortung für den Wirtschaftsstandort, die wir bei den Lohnrunden immer sehr ernst nehmen", betonte Metaller-Chef Erich Foglar. "Was derzeit am Tisch liegt, reicht allerdings bei weitem nicht, um den Beschäftigten ihren gerechten Anteil am wirtschaftlichen Erfolg der Branche zu geben." Die Gewerkschaften richten sich bei den Verhandlungen nach mehreren Parametern, darunter die Situation der Branche, der Produktivitätsfortschritt und die Inflation. "Die hohe Inflation trifft in erster Linie die Arbeitnehmer", sagt Angestelltenverhandler Karl Proyer. "Für den kommenden Verhandlungstermin am 13. Mai erwarten wir daher von den Arbeitgebern mehr Entgegenkommen als bisher."

In einer Resolution verlangen die Betriebsräte am Mittwoch bei der kommenden Verhandlungsrunde "einen Abschluss, der der gestiegenen Inflation und den ausgezeichneten Ergebnissen Rechnung trägt und Abschlüssen in anderen, vergleichbaren Branchen entspricht". (APA)