Bild nicht mehr verfügbar.

Claus Raidl

Foto: APA/Techt
Wien - Claus J. Raidl (65) tritt demnächst ein für ihn ganz neues Amt an: Der langjährige Stahlkonzernmanager zieht an die Spitze des Präsidiums der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Dort löst er nach allen bisherigen Plänen als neuer Vorsitzender des Generalrates den im September aus dem Amt scheidenden Präsidenten Herbert Schimetschek ab, der in Pension geht. In der heutigen Regierungssitzung (Ministerrat) war das von der Regierung zu bestimmende zweite OeNB-Personalpaket (Präsident, Vizepräsident) wider Erwarten noch kein Thema. Das soll dem Vernehmen nach voraussichtlich übernächste Woche der Fall sein.

Raidl hat bereits im Vorfeld erklärt, seine Vorstandsverträge bei Böhler-Uddeholm (bis 2009) und voestalpine (bis Ende 2010) erfüllen zu wollen. Der Generalratspräsident sei kein "Fulltime-Job", hatte Raidl bereits wissen lassen.

In der Finanzwelt wird erwartet, dass sich der VP-nahe Raidl - federführend in zahlreichen Think-Tanks in Politik und Wirtschaftspolitik - auch als Präsident der Notenbank öfter mal öffentlich zu Wort melden dürfte, jedenfalls öfter als etwa sein Vorgänger. Von einer Art künftigem "geschäftsführenden Präsidenten" war hinter vorgehaltener Hand für den aufsichtsratserfahrenen Topmanager schon die Rede gewesen, In der Realität und Praxis obliegen freilich auch die Auftritte nach außen und in den internationalen Organisationen dem Gouverneur, also dem Vorsitzenden des Direktoriums (Vorstand). Der heißt ab September Ewald Nowotny.

"Stahlmäßig" vorbelastet

Der Steirer Raidl, geboren 1942 in Kapfenberg und familiär "stahlmäßig" vorbelastet, ist derzeit Generaldirektor des steirisch-schwedischen Stahlkonzerns Böhler-Uddeholm, der voriges Jahr an den voestalpine-Konzern verkauft worden ist. Seine ersten Vorstandsaktivitäten startete er nach dem Studium an der Wirtschaftsuniversität und in den USA sowie ersten Karriereschritten in der Wirtschaftsforschung und im Bankenbereich 1981 in der Wiener Holding, dann ging es in die Verstaatlichte Industrie: ein Jahr später schon, 1982, wurde er Vorstand der ÖIAG, bis 1986.

Ab dann war er Vizechef der Voestalpine (bis 1992), dann zwei Jahre lang Vorstand der damaligen Austrian Industries, Böhler-Uddeholm-Vorstand ist er seit 1991. Politisch aktiv war er schon lang: Raidl war einst Wirtschaftsreferent des einstigen ÖAAB-Chefs Alois Mock und diente in der Folge vielen führenden VP-Politikern als Berater in wirtschaftspolitischen Angelegenheiten - besonders prominent unterstützte er Wolfgang Schüssel. Mitte der 90er Jahre war Raidl auch als Wirtschaftsminister im Gespräch gewesen, gab der Regierung damals aber einen Korb. Den Ehren des wie praktisch überall in der Welt politisch besetzten Notenbankpräsidenten entzog er sich nicht. (APA)