Klagenfurt – Es sind eher die kleinen Bauaufgaben, die in Kärnten auf der Tagesordnung stehen: Einfamilienhäuser, Bootshütten, Supermärkte. Umso mehr Aufmerksamkeit erfordern dann die großen Projekte. Das größte und aufregendste ist momentan das Wörtherseestadion. Die 32.000 Besucher fassende Arena soll nach der Europameisterschaft höchstwahrscheinlich auf 12.000 Sitzplätze zurückgebaut werden.

Im Zuge der Architekturtage können Groß und Klein nicht nur das Wörtherseestadion besichtigen, es gibt eine ganze Reihe von Gebäuden in Klagenfurt und Umgebung zu sehen. Das eigentliche Highlight sei jedoch eine Dampfschifffahrt über den Wörthersee, sagt Astrid Meyer, die diesjährige Organisatorin der Architekturtage Kärnten. "Es geht um die Bebauung am See, es geht um die Zukunft und die Entwicklung der Region", umreißt sie das Ziel der Fahrt.

Sprechen über den See

Mittels Impulsvorträgen und Diskussionen soll die Schifffahrt zu einem Perspektivewechsel anregen. Bis zu 300 Personen haben Platz. Gerade am Ufer des Wörthersees wird der Zwiespalt zwischen der Schönheit der Natur und den Anforderungen des Tourismus immer wieder deutlich. Beispielsweise wurde direkt am Veldener Seeufer eine Wand errichtet. Den Gästen des Schlosshotels bietet sie mehr Privatsphäre beim Baden, den Flanierenden verwehrt sie den Blick auf den See.

Abgesehen von der berühmten Wörthersee-Architektur sind viele Bauten entlang des Seeufers nicht wirklich rühmliche Zeugnisse Kärntner Baukultur. Erst jüngst musste genau hinter der idyllisch gelegenen Kirche Maria Wörth ein Waldstück dem Bau einer Apartmentanlage weichen. Das Postkartenmotiv ist damit unwiderruflich verloren. "Wirtschaftlicher Bedarf und Erhaltung des Lebensraumes sind eben sehr widerstreitende Aspekte", sagt Mayer. Die Schifffahrt soll das deutlich machen und zum Nachdenken anregen. (Anne Isopp, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.5.2008)