Wartungsarbeiten an einer AUA-Maschine in einem Hangar in Wien-Schwechat: Die AUA braucht in den kommenden Jahren neue Flugzeuge und dafür Geld. Der Scheich will es ihr angeblich nur geben, wenn die AUA-Spitze gewechselt wird.

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Die Hauptversammlung der Austrian Airlines am gestrigen Mittwoch entbehrte nicht einer skurilen Note. Nach fast neunstündiger hitziger Debatte war abends erst Tagesordnungspunkt eins erledigt, und dieser gewissermaßen nur in der Möglichkeitsform: Mit 99,4 Prozent Mehrheit stimmten die Aktionäre einer Kapitalerhöhung zu, mit 99,6 Prozent bestätigten sie die Wahl von Klaus Edelhauser, Vertrauensmann des erhofften neuen Investors Mohamed Bin Issa Al Jaber. Aber ob die jetzt mögliche Kapitalerhöhung überhaupt gezeichnet werden wird, steht nach tagelangem Tauziehen zwischen Al Jaber und ÖIAG weiterhin in den Sternen. Und auch der Einzug von Generali-Vorstand Edelhauser an Stelle von Kika-Leiner-Chef Herbert Koch hängt davon ab, dass Al Jaber tatsächlich Geld einbringt.

Am Donnerstag wurden auch weitere Forderungen des arabischen Scheichs bekannt: Al Jaber fordert ein Vorstandsmitglied, einen weiteren Aufsichtsrat und ein Kostensenkungsprogramm - und dem Vernehmen nach auch den Kopf von AUA-Chef Ötsch. Vor dem Wochenende hatte Al Jaber seinen bereits ausverhandelten Einstieg bei der AUA mit 150 Mio. Euro über eine Kapitalerhöhung in einem Brief an die AUA-Spitze zurückgezogen - zumindest zu den bisher bekannten Bedingungen.

Keine "gültige Vereinbarung" mit Al Jaber

Es gebe noch immer keine „gültige Vereinbarung“ mit Al Jaber, bestätigte AUA-Aufsichtsratschef und ÖIAG-Alleinvorstand Peter Michaelis der Hauptversammlung. Wie berichtet hätte der saudische Scheich 150 Millionen Euro an Bord bringen sollen. Aber angesichts des jüngsten Quartalsverlust der AUA von 60 Millionen Euro fühlte er sich „in die Irre geführt“ und kündigte seinen Rückzug an. Hinter der publikumswirksam zu Protokoll gegebenen „Irreführung“ und anschließenden „persönlichen Enttäuschung“ (Ötsch) dürfte ein Machtkampf um den Einfluss stehen, der Al Jaber zugebilligt wird. Die Ablöse von Ötsch wird als Preis für die dringend benötigte Kapitalspritze kolportiert. Ötsch, der stets auf die Eigenständigkeit der AUA gesetzt hatte und in der Partnerschaft mit Al Jaber dazu die Möglichkeit sah, räumte erstmals ein, dass ohne dessen Einstieg die „Stand-Alone-Lösung nicht nachhaltig zu führen sei“, teilte der AUA-Chef der HV mit. „Wir untersuchen alle strategischen Lösungen, die beste Option wird geprüft, ob mit oder ohne Al Jaber.“

Die Einsicht, dass die AUA einen strategischen Partner braucht, dürfte nicht nur Ötsch, sondern auch dem Aufsichtsrat klar sein. Darum steigt der Druck auf Ötsch vonseiten Michaelis. Denn für eine mögliche Partnerwahl hat der auf dauerhafte Eigenständigkeit dringende Ötsch nicht vorgebeugt. Michaelis hat sich hingegen in den Verhandlungen mit Al Jaber fast alle Optionen offengelassen. Im Falle einer Privatisierung oder Hereinnahme eines strategischen Partners kann die AUA die Aktien zurückkaufen, oder muss Al Jaber ebenfalls seine Anteile verkaufen.

Nachfolgespekulationen

Eine Ablöse Ötschs könne möglicherweise schon bei der nächsten Aufsichtsratsitzung erfolgen, heißt es in unternehmensnahen Kreisen. Die Vorstände Peter Malanik, langjähriger AUA-Manager, und der erst Anfang April von der Lufthansa geholte Andreas Bierwirth, sollten die Airline im Tandem führen. Für den kleinen Österreichmarkt ist die Airline zu groß dimensioniert und hat zu wenig Passagier-Aufkommen aus dem Inland, um den Kostendruck alleine zu überleben. Gefragt wäre ein strategischer Partner, der der AUA Luft zum Leben lässt, ihr aber ein „warmes Nest“ im globalen Netzwerk gibt. Der gern gezogene Vergleich mit der von Lufthansa gekauften Swiss ist jedoch nur teilweise möglich. Denn die frühere Swissair ging durch Fehlentscheidungen des Managements pleite, ehe die Nachfolgerin Swiss von Lufthansa übernommen wurde. Und im Unterschied zu Österreich hat die Swiss dank zahlreicher weltweit tätiger Schweizer Industriekonzerne und großer Banken einen viel größeren Heimmarkt, vor allem im ertragreichen Geschäftsreisemarkt.

Lauda liest AUA die Leviten

Der Flugunternehmer Niki Lauda liest der AUA neuerlich die Leviten. In der "ZIB 2" des ORF am Mittwoch sagte Lauda, "es kann doch nicht sein, dass der Scheich Al-Jaber die letzte Rettung ist. Das ist keine Strategie". Da zahle ein Scheich 150 Millionen Euro, "die sind bis Jahresende weg. Dann kommt der nächste Scheich".

Lauda betonte, nur eine Zusammenarbeit mit einer anderen Airline könne die AUA dazu bringen, wieder schnell aus dem Minus hinauszufliegen. Die Arbeitsplätze bei AUA seien heute mehr gefährdet, als wenn man einen strategischen Partner suche. Er selber, so Lauda, habe es mit seiner Billig-Airline genauso gemacht. "Ich bin mit Airberlin zusammen gegangen, um billiger produzieren zu können". Er müsse nicht alles kaufen, "ich hänge mich einfach an". (APA/cr, spu, DER STANDARD, Printausgabe, 8.5.2008)