Mit diesen Freundschaftsgesten unterstrichen die Führer der beiden großen asiatischen Mächte ihren Willen, die diplomatische Eiszeit der letzten Jahre definitiv zu beenden. In China gipfelten die Spannungen 2005 in gewalttätigen antijapanischen Demonstrationen. Und in Japan wuchs die Kritik an China. Japans Militärs sehen den Nachbarn inzwischen als Bedrohung. Und die Konsumenten zögern spätestens nach dem jüngsten Skandal um vergiftete chinesische Teigtaschen mit dem Kauf von Waren aus dem Reich der Mitte.
Die Niederschlagung der Proteste in Tibet hat die kritische Grundstimmung in Japans Medien und in der Bevölkerung noch verstärkt. Als Hu am Dienstag seinen fünftägigen Staatsbesuch antrat, demonstrierten mehr als tausend Menschen für Menschenrechte in China.
Fukuda und Hu müssen daher einen schmalen Grat gehen, um einerseits die andere Seite nicht zu verärgern und andererseits die gereizte Stimmung der eigenen Bevölkerungen zu besänftigen. Fukuda lobte die jüngste Einladung Chinas an Vertreter des Dalai Lama als „ersten Schritt zu einem vollen Dialog“. Aber er habe Hu gedrängt, die Gespräche fortzuführen, um die Lage in Tibet zu verbessern und die internationalen Sorgen zu besänftigen.
Hu wiederum betonte, seine Regierung meine es mit dem Gesprächsangebot an den Dalai Lama „ernst“. „Wir hoffen, dass der Dalai Lama seine Schritte, das Mutterland zu spalten, die Organisation und Verbreitung gewalttätiger Aktionen und die Störung der Olympischen Spiele in Peking stoppt und so die Bedingungen für die nächste Stufe der Gespräche schafft“, sagte Hu. Er hoffe, dass die für Sonntag angesetzten Gespräche die gewünschten Ergebnisse erbringen würden.