Treibstoff ist in Österreich billiger als anderswo: OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer.

Foto: Standard/Matthias Cremer
Die OMV will die ungarische Mol trotz Gegenwinds übernehmen und in Zentraleuropa wachsen. Warum er keine Handbücher über feindliche Übernahmen konsultiert, sagte OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer auf Fragen von Günther Strobl.

***

STANDARD: Wie groß ist der Beitrag der OMV zur misslichen Lage der AUA - Stichwort teures Kerosin?

Ruttenstorfer: Wir sind einer von mehreren Lieferanten der AUA. Wir liefern zu Marktpreisen. Das hat auch die Bundeswettbewerbsbehörde festgestellt. That's it.

STANDARD: Die Behörde hat aber auch festgestellt, dass die starke Stellung der OMV am Flughafen Wien für Kunden wie die AUA nachteilig ist und geändert gehört.

Ruttenstorfer: Was zu ändern war, wurde geändert. Für uns ist das erledigt.

STANDARD: Nach welchem Handbuch für feindliche Übernahmen gehen Sie bei der Mol vor?

Ruttenstorfer: Wir gehen prinzipiell nicht nach Handbüchern vor, sondern strategisch. Wir glauben, dass es in Mitteleuropa weitere Zusammenschlüsse geben wird und wollen sicherstellen, dass wir für die nächste Konsolidierungsrunde gut aufgestellt sind. Deshalb unser Engagement bei der Mol.

STANDARD: Einwände, Mergers seien von gestern, weil es Tendenzen zur Reverstaatlichung im Öl- und Gasbereich gibt, lassen Sie nicht gelten?

Ruttenstorfer: Dort, wo wir tätig sind, ist großteils EU-Gebiet. Hier sehe ich keine Tendenz zur Reverstaatlichung. Ziel einer Fusion ist erstens eine Wertsteigerung für die Aktionäre, zweitens die Erhöhung der Versorgungssicherheit. Im weltweiten Wettlauf um Energiereserven ist Größe ein Faktor.

STANDARD: Fast täglich erklimmt der Ölpreis Rekordstände. Zufrieden?

Ruttenstorfer: Ich sehe das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Uns kommt zugute, dass wir die Ölförderung in den letzten fünf Jahren auf 320.000 Fass (je 159 Liter) vervierfacht haben und bald 400.000 Fass produzieren werden. Im Raffinerie- und Tankstellenbereich hat das Ölpreishoch negative Auswirkungen. Der Eigenverbrauch der Raffinerien wird teurer, das schmälert die Gewinne in der Sparte. Wir würden uns freuen, wenn der Ölpreis etwas nach unten ginge.

STANDARD: Die OMV hat im 1. Quartal so viel verdient wie nie. Wann rechnen Sie mit einem Aufstand der Autofahrer, die ihre Gewinne mit teurem Sprit mitfinanzieren?

Ruttenstorfer: Ich verstehe, dass die Autofahrer mit den Benzin- und Dieselpreisen unzufrieden sind. Faktum aber ist, dass die Treibstoffpreise in Österreich mit und ohne Steuern deutlich unter dem europäischen Durchschnitt liegen. Dass wir den Weltölpreis beeinflussen könnten, wird wohl niemand annehmen.

STANDARD: Die OMV kooperiert mit Gasprom auf verschiedenen Ebenen. Dmitri Medwedew, bis vor kurzem noch Aufsichtsratschef von Gasprom, ist jetzt Präsident Russlands. Für die OMV doch sicher kein Nachteil?

Ruttenstorfer: Wir haben eine vierzigjährige gute Kooperation mit Gasprom, die werden wir fortsetzen. Darüber hinausgehende größere Projekte haben wir in Russland zur Zeit nicht vor.

STANDARD: Mithelfen wollen sie bei der Entwicklung des Gasfeldes Pars im Iran. Gibt es da Fortschritte?

Ruttenstorfer: Ein Ende der Verhandlungen ist derzeit nicht abzusehen, so gesehen gibt es keinen Fortschritt.

STANDARD: In staatlichen und staatsnahen Unternehmen hat die politische Farbenlehre wieder einen hohen Stellenwert. Ist die OMV vor politischer Einflüssnahme gefeit?

Ruttenstorfer: Absolut. Seitdem ich Vorstandschef bin, gibt es mit Sicherheit keine einzige politische Entscheidung in diesem Konzern. Entschieden wird bei uns ausschließlich nach Performance und Leistung, vom Vorstand abwärts. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.5.2008)