Göttingen - Als weltweit erste Forscher können Göttinger Wissenschafter mit einem neuartigen Lichtmikroskop das Innere lebender Zellen in einer Schärfe von rund 60 Nanometern sehen. Ein Nanometer entspricht der Länge von einem Millionstel Millimeter. Das 900.000 Euro teure Leica STED-Mikroskop wird von Silvio Rizzoli und seiner Nachwuchsforschergruppe eingesetzt, um die molekularen Prozesse der Signalübertragung zwischen Nervenzellen zu untersuchen, teilte die Universität Göttingen am Donnerstag mit.

Das Lichtmikroskop beruht auf der preisgekrönten Erfindung des Göttinger Physikers Stefan Hell. Mit Hilfe seiner Technik ist die Schärfe des Mikroskops nicht mehr durch die Lichtwellenlänge begrenzt. Hell hatte für die sogenannte "Stimulated Emission Depletion" (STED) 2006 den Deutschen Zukunftspreis erhalten. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem niedersächsischen Wissenschaftsministerium bezahlte Hochleistungs-Mikroskop ist nach Angaben der Hochschule das weltweit erste seiner Art.

Forschung

Mit dem Leica STED-Mikroskop erforschen Rizzoli und sein Team den Transport von intrazellulären "Bläschen", sogenannten Vesikeln, in den Synapsen der Nervenzellen. In der Vergangenheit war es den Wissenschaftlern bereits gelungen, einzelne Zell-Komplexe im Abstand von 20 bis 50 Nanometern voneinander getrennt darzustellen. Dabei waren die Zellen jedoch chemisch fixiert und damit in ihren natürlichen Lebensvorgängen "eingefroren". Mit den neuen Aufnahmetechniken konnten die Forscher erstmals auch schnelle Bewegungsvorgänge der Vesikel innerhalb der Zelle mit einer Auflösung von 62 Nanometern sehen und auf Video aufnehmen. Die Arbeiten sind im US-Journal "Science" veröffentlicht worden.(APA/dpa/red)