Kundenschwund im Festnetz, der notwendige Glasfaserausbau im Volumen von 750 Millionen Euro und der drohende Personalüberhang machen bei der Telekom Austria (TA) offenbar eine große Lösung notwendig. Wie der Standard in Regierungs- und ÖIAG-Kreisen gleichlautend erfuhr, wälzt die Verstaatlichtenholding im Windschatten der Verhandlungen über die Auslagerung von Post- und Fernmeldebediensteten an die ÖIAG große Pläne: Die Zerschlagung von Österreichs größtem Telekom-Konzern. Laut den kürzlich in einem kleinen Kreis im Bundeskanzleramt präsentierten Plänen soll die an der Wiener Börse notierte TA komplett zerteilt werden, nach Vorstellung der ÖIAG im Idealfall in zwei börsennotierte Konzerne, an denen die Staatsholding jeweils mindestens eine Sperrminorität hält: einen für Mobilfunk (Mobilkom Austria AG), einen für das Festnetz (Telekom Austria TA AG). Als Indiz, dass es der wegen der AUA-Turbulenzen unter Druck stehenden Staatsholding ernst ist, gilt auch, dass die TA-Aktionäre bereits im Spätsommer in einer außerordentlichen Hauptversammlung über den Vorschlag befinden sollen. Dass sie ablehnen, gilt bei Börsianern als unwahrscheinlich, machen internationale Fonds und Investoren seit Gewinnwarnung und Kurssturz im Februar doch gehörig Druck, die TA-Aktie von der Kostenbelastung des kapitalintensiven Festnetzes zu befreien.
"Kein Kommentar"
Technisch könnte der von einer ÖIAG-Sprecherin lediglich mit "kein Kommentar" bedachte Deal mittels "verhältniswahrender Spaltung" und Aktientauschs abgewickelt werden: Jeder Aktionär erhält für eine bestehende TA-Aktie je eine Aktie des neuen Unternehmens. Damit blieben beide TA-Ableger an der Börse notiert und die Republik Österreich wäre über die ÖIAG automatisch an beiden Unternehmen beteiligt. Einer der beiden Titel, das unter Kundenschwund leidende Festnetz, wäre laut ÖIAG-Argumentation ein konservativer Wert, die Mobilkom mit ihren Auslandsbeteiligungen in Slowenien, Kroatien, Serbien, Mazedonien, Liechtenstein, Bulgarien und Weißrussland, die Wachstumsaktie. Weitere Möglichkeiten der Trennung wären laut Gesellschaftsrechtsexperten der Aktientausch (eine Holding-Aktie wird in zwei Töchter-Aktien gesplittet) oder der Verkauf einer Sparte durch die börsennotierte TA-Holding über Public Offering.
Ein Tochter-Börsengang wäre insofern attraktiv, als ein Teil des Erlöses als Kriegskassa (zum Beispiel für den Mobilfunk) zur Verfügung stünde oder für den Glasfaserausbau. Den Rest des Erlöses bekämen die Aktionäre als Sonderausschüttung. Wiewohl die ÖIAG so eine Sonderdividende gut gebrauchen könnte (sie muss auch den Personalpool dotieren, mit dem sie Telekom und Post beim „Beamtenproblem“ unter die Arme greifen will) – als realistisch wird diese Variante in ÖIAG-Aufsichtsratsmitgliedern allerdings nicht bezeichnet. Apropos Personalpool: Der ist Grundbedingung für eine Zerteilung der 1998 ausgegliederten und 2000 über die Börse teilprivatisierten Telekom Austria. Ist den Verhandlungen, die bis auf Donnerstag stets von den Spitzenfunktionären ÖIAG-Chef Peter Michaelis, TA-Festnetz-Vorstandsdirektor Rudolf Fischer, Post-Finanzchef Rudolf Jettmar und Mitarbeitern des Bundeskanzleramts und Finanzministeriums bestritten wurden, kein Erfolg beschieden, sehe es auch für das TA-Splitting düster aus, schildern mit der Materie vertraute Personen die Vorgänge.
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