Die irakische und die US-Armee haben am Samstag im nordirakischen Mossul eine Offensive gegen Al-Kaida-Gruppen begonnen. Das nach Bagdad und Basra drittgrößte Zentrum des Landes gilt als letzte städtische Hochburg der Extremisten, die sich nach den Militärkampagnen in Bagdad und den Gebieten nördlich der Hauptstadt neu gruppiert haben.
Fahrverbot
Die Armee erließ in Mossul und der die Stadt umgebenden Provinz Niniwe ein Fahrverbot. "Ich erkläre hiermit den Beginn des Militäreinsatzes mit dem Ziel, die Provinz von Al-Kaida-Resten zu säubern", sagte Generalleutnant Rijadh Dschalal Tawfik, Kommandeur der Armee in Niniwe. Er fordere alle muslimischen und Stammesführer auf, die Sicherheitskräfte zu unterstützen. Eine Sprecherin der US-Armee im Nordirak erklärte, die Offensive werde eng vom US-Militär begleitet. Augenzeugen berichteten von US-Kampflugzeugen über der Stadt, deren Bewohner den unterschiedlichsten ethnischen und religiösen Gruppen angehören. Tawfik nannte keine Einzelheiten, sprach aber von einer großen Zahl von Soldaten, die im Einsatz seien.
Waffenstillstand in Sadr City greift
Der zwischen schiitischen Milizen und der irakischen Regierung vereinbarte Waffenstillstand in dem Bagdader Stadtteil Sadr City beginnt zu greifen. Die bewaffneten Kämpfer zogen sich am Sonntag von den Straßen des Elendsviertels zurück, und erstmals seit Beginn der schweren Zusammenstöße zwischen Regierungseinheiten und Milizen vor sieben Wochen konnten wieder viele Geschäfte öffnen. Die irakische Regierung betonte aber, sie behalte sich das Recht vor, gesuchte Militante zu verfolgen und Häuser zu durchsuchen, um Waffen sicherzustellen.
Bei den Bewohnern von Sadr City herrschte Erleichterung. "Die Leute sind sehr glücklich und optimistisch", sagte der 30 Jahre alte Familienvater Sadik Jaafar. "In der vergangenen Nacht haben wir zum ersten Mal seit mehr als 40 Tagen schlafen können, ohne von einer Explosion oder Gewehrschüssen aufgeweckt zu werden."
Tausende Bewohner haben Sadr City nach Beginn der Straßenkämpfe verlassen. In dem Elendsviertel wohnen fast 40 Prozent der gesamten Bevölkerung Bagdads. In einigen Teilen des Viertels gibt es wegen der siebenwöchigen Straßenkämpfe nach Angaben von Hilfsorganisationen kaum noch Lebensmittel und Medikamente.