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Foto: AP/Sudan TV

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Bilder aus dem sudanesischen Staatsfernsehen: Ein Offizier der stattlichen Streitkräfte nach den Zusammenstößen in Khartum (oben). Sudans Präsident Omar al-Bashir in Uniform versichert in einer Ansprache, dass nach den Kämpfen in der Hauptstadrt die Situation wieder unter Kontrolle sei (unten).

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Khartum/Addis Abeba/Nairobi - Der Sudan hat zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren die diplomatischen Beziehungen zum Nachbarland Tschad abgebrochen. In einer Fernsehansprache warf Staatschef Omar al-Bashir am Sonntag dem Tschad vor, Rebellen in der westsudanesischen Krisenprovinz Darfur bei Angriffen auf Khartum Unterstützung geleistet zu haben. Die tschadische Regierung von Präsident Idriss Déby bestreitet das.

Über Khartum wurde eine Ausgangssperre verhängt. Die Afrikanische Union (AU) zeigte sich in einer am Sonntag von ihrer Zentrale in Addis Abeba veröffentlichten Stellungnahme "tief besorgt" über die Eskalation des Konflikts.

Das sudanesische Regime, dem vorgeworfen wird, seit Jahren Krieg gegen Teile der eigenen Bevölkerung zu führen und selbst vor zwei Jahren eine Rebellion im Tschad unterstützt zu haben, erklärte am Samstagabend, dass Rebellen der "Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit" (JEM) in Omdurman, Schwesterstadt von Khartum am anderen Nil-Ufer, eingedrungen seien. Man habe den Vormarsch der meisten Rebellen bereits in einiger Entfernung aufhalten können.

Die JEM ist eine der stärksten Rebellengruppen in Darfur (Darfour), wo regimetreue sudanesisch-arabische Janjaweed-Reitermilizen seit 2003 die Bevölkerung terrorisieren und eine Flüchtlingswelle unvorstellbaren Ausmaßes ausgelöst haben. Mehr als 250.000 Menschen flüchteten nach UNO-Angaben in den Tschad. Durch libysche Vermittlung waren wiederholt Friedensvereinbarungen zwischen dem Tschad und dem Sudan ausgehandelt worden, die sich als nicht dauerhaft erwiesen. Im Tschad wurden mehrere Offensiven von Rebellen, die vom Sudan gesteuert wurden, mit französischer Militärhilfe zurückgeschlagen.

Rebellenführer in Omdurman vermutet

Die Rebellen aus Darfur sollen bei ihrem Vormarsch in die Außenbezirke der Hauptstadt Khartum von ihrem Chef Khalil Ibrahim persönlich angeführt worden sein. Das staatliche sudanesische Fernsehen berichtete am Sonntag, Ibrahim verstecke sich in der Stadt Omdurman, und veröffentlichte ein Fahndungsfoto. Die Bürger wurden aufgerufen, die Behörden zu alarmieren, wenn sie ihn sehen.

Nach den Kämpfen vor den Toren Khartums haben sich nach Regierungsangaben die letzten Darfur-Rebellen aus der sudanesischen Hauptstadt zurückgezogen. "Alle Aufständischen haben Khartum verlassen", sagte Mutrif Siddig, Staatssekretär im Außenministerium am Sonntag. Ein Sicherheitsvertreter sagte, die Rebellen sammelten sich rund 70 Kilometer außerhalb der Stadt. Der Vertreter war in Umm Bedda stationiert, dem westlichsten Ausläufer der Khartumer Vorstadt Omdurman, in die die Rebellen am Samstag eingerückt waren.

Siddig erklärte, die Sicherheitskräfte setzten ihre Jagd auf die Kämpfer fort. Dutzende Menschen seien in der Hauptstadt festgenommen worden.

Die Bemühungen um eine politische Lösung des Darfur-Konflikts würden weiter erschwert, warnte die AU-Kommission am Sonntag. Sie rief alle Konfliktparteien auf, von einer weiteren Eskalation abzusehen, und kündigte an, Kommissionspräsident Jean Ping (Gabun) werde in den nächsten Tagen in den Sudan reisen. Die gemeinsame Darfur-Friedensmission der Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union, der sich Khartum lange Zeit widersetzt hatte, befindet sich erst in ihren Anfängen.

Schlimmste humanitäre Krise

Der seit fünf Jahren andauernde Konflikt gilt als die derzeit schlimmste humanitäre Krise der Welt neben jener in Somalia. Die regimetreuen Janjaweed-Milizen brennen in Darfur ganze Dörfer nieder; 2,5 Millionen Menschen wurden aus ihren Heimatorten vertrieben. (APA/AP/dpa)