Kein Zurück in die 90er
"Die Bürger haben unmissverständlich den europäischen Weg Serbiens bestätigt", erklärte Tadic nach dem Wahlsieg – und warnte seine politischen Gegner davor, den Versuch zu starten, mit irgendwelchen Koalitionskombinationen Serbien in die Neunzigerjahre zurückzuversetzen. "Das werden wir nicht zulassen", sagte Tadic. Er würde dies auch mit allen demokratischen Mitteln verhindern, fügte er hinzu und forderte die Bürger auf, auf die Straße zu gehen und den Sieg des europäischen Serbien zu feiern. Gleichzeitig versuchte er vorbeugend Druck auf die drei Parteien des "patriotischen" Blocks auszuüben. Denn die nackten Zahlen zeigen etwas anderes als den Sieg der proeuropäischen Kräfte: Die SRS mit 77, die Demokratische Partei Serbiens (DSS) von Premier Vojislav Koštunica mit 30 und die Sozialistische Partei Serbiens (SPS) mit 20 Abgeordneten haben eine knappe parlamentarische Mehrheit und könnten gemeinsam eine ideologisch gleichgesinnte Regierung bilden.
Alle drei Parteien wollen Ex-General Ratko Mladiæ und andere wegen Kriegsverbrechen angeklagte Serben nicht dem UNO-Tribunal in Den Haag ausliefern. Sie wollen das unmittelbar vor den Wahlen unterzeichnete Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen (SAA) im serbischen Parlament annullieren. Und eine Mitgliedschaft in der EU knüpfen sie an die Bedingung, dass Brüssel den Kosovo eindeutig als einen Bestandteil Serbiens anerkennt. Tadic hingegen will den Kosovo zwar auch niemals anerkennen, sieht jedoch in der EU die einzige Alternative für die Entwicklung Serbiens.
Koštunica erklärte gleich, dass eine Koalition seiner DSS mit der DS nicht infrage komme. Das Gleiche sagte auch SRS-Chef Tomislav Nikolic. Der Ball liegt nun bei der SPS, die Slobodan Miloševic gegründet hat und deren zehnjährige Herrschaft mit Kriegen, Völkermord und ethnischer Säuberung verbunden wird.