Der Telekom-Aufsichtsrat nützt das vorsommerliche Hochdruckwetter, um in Dubrovnik mit Nachdruck über Maßnahmen zu debattieren, mit denen das unter Kundenschwund leidende Festnetz saniert werden soll.

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Wien – Offiziell steht in der Aufsichtsratssitzung der Telekom Austria (TA) am Dienstag in Dubrovnik weder die angestrebte Ausgliederung von Beamten auf der Agenda, noch das Sparpaket für die TA-Tochter Telekom Austria TA AG, wie das Festnetz seit einem Jahr offiziell heißt.

Für heiße Diskussionen wird das vom Unternehmensberater McKinsey geschnürte Maßnahmenpaket im Volumen von 140 bis 160 Millionen Euro dennoch sorgen, denn Kapitalvertreter erwarten dutzende Fragen zu der Materie, vor allem seitens der Belegschaftsvertreter im TA-Aufsichtsrat.

Für sie ist klar, wer für das Schlamassel des unter dramatischem Kundenschwund leidenden Festnetzes verantwortlich ist: Rudolf Fischer, seit 1998 zunächst als Vorstandsdirektor Technik und später als TA-TA-Chef für das Festnetz zuständig, TA-General Boris Nemsic (er fungiert als Personalamt für die rund 7300 Beamten in TA und A1-Mobilkom), ÖIAG-Chef Peter Michaelis und Finanzminister Wilhelm Molterer, der für die ÖIAG zuständige Vizekanzler.

"Verantwortung und Kreativität"

Von diesen, wie die Belegschaftsvertretung meint, "sehr gut bezahlten Managern" fordert man nun "Verantwortung und Kreativität" ein, insbesondere was die Sorge für jene Mitarbeiter betrifft, die aufgrund des anstehenden Glasfaserausbaus überflüssig werden.

Vor diesem Hintergrund kritisieren nicht nur die Betriebsräte die von TA-Aufsichtsratschef, ÖIAG-Chef Peter Michaelis, ausgeschickten Unterlagen, sondern auch Kapitalvertreter. Weder seien die mit Regierungsvertretern besprochenen Teilungspläne für die TA ausgeführt, noch die Tagesordnung für die ordentliche Hauptversammlung (HV) am 20. Mai samt Präsentation der beiden Kandidaten für den TA-Aufsichtsrat.

Das liegt natürlich daran, dass Michaelis die TA-Aktionäre über Spaltung und Aktientausch (jeder Aktionär soll für eine TA-Aktie je eine Mobilkom- und Festnetz-Aktie erhalten, die beiden TA-Töchter werden verhältniswahrend getrennt, die Holding liquidiert – der STANDARD berichtete) noch gar nicht informieren wollte, sondern erst in einer außertourlichen HV im Spätherbst. "Ob das der richtige Zeitpunkt für einen Betriebsausflug nach Dubrovnik ist?", merkt ein Kapitalvertreter vor der Abfahrt kritisch an.

Wohl auf der Agenda stehen dürfte ein Vorratsbeschluss für eine Anleihe oder Zwischenfinanzierung für den Fall, dass der Mobilkom kurzfristig ein Zukauf gelänge – um Liquidität zu sichern. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.5.2008)