Foto: Verlag
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Keine Staubfänger, nur 40 notwendige "Werkzeuge": Das österreichische Designbüro EOOS ist vor vier Jahren der Einladung des international bekannten Küchenherstellers Bulthaup gefolgt und hat ein mobiles Küchensystem entworfen. Die "bulthaup b2" krempelt den Mikrokosmos Küche um: Küchenwerkbank, Küchenwerkschrank, keine Schnörkel. Und: keine Schubladen.

Wie es zu diesem Produktdesign gekommen ist, erklärt EOOS mit einer "Poetical Analysis". Martin Bergmann, Gernot Bohmann und Harald Gründl setzen sich mit ihren Projekten nicht nur in ihrer gegenwärtigen Dimension auseinander, sondern werfen auch einen Blick in die Vergangenheit: Das Trio bezieht seine Design-Philosophie aus intuitiven Bildern, Ritualen und Mythen.

Die "Poetische Analyse"

Die Recherchen für die "Poetische Analyse" ihres Küchenprojekts hat EOOS in einer Publikation festgehalten: "The Cooked Kitchen". Das "Buch zur Küche" erzählt nicht nur die Entstehungsgeschichte der "bulthaup b2", sondern geht der Kulturgeschichte alltäglicher Küchenutensilien nach.

Auf der Suche nach der "idealen Küche" haben die Designer Gebrauchsgegenstände aus der Küche am Boden ausgebreitet. Die 40 wichtigsten Hilsmittel haben sie aus diesem Sammelsurium ausgewählt und sich der Erforschung der Kochwerkzeuge gewidmet, die seit Jahrhunderten unverändert zum Einsatz kommen.

Ein Ast als Gabel, die Hand als Allround-Werkzeug, die Geschichte des ersten Kochlöffels: EOOS geht dem Küchenalltag mit philosophisch-historischen Betrachtungen auf den Grund. Dabei spart das designbüro auch nicht mit Literaturverweisen: Zu ihren Quellen zählen Soziologen und Philosophen wie Theodor W. Adorno, Pierre Bourdain oder Max Weber. Auch Ludwig Wittgenstein hat sich schon über Gabel oder Nicht-Gabel Gedanken gemacht. Optisch arbeitet das Designer-Trio das Thema Küche mit nüchternen Schwarz-Weiß-Bildern auf, Gegenstände aus verschiedenen Zusammenhängen und Epochen sind nur als Schatten wahrnehmbar.

Nie um ein Zitat verlegen

Die Texte - stets mit ausgewählten Zitaten von Claude Levi-Strauss bis Adolf Loos gespickt - sind lesenswerte (englische!!) Annäherungen an das "Kulturgut Küche". Für die Lektüre sind gute Sprachkenntnisse daher Grundvoraussetzung.

Martin Bergmann, Gernot Bohmann und Harald Gründl arbeiten seit 1990 zusammen; 1995 gründeten sie das Label EOOS, mit dem sie in den Bereichen Flagshipstore Design, Produkt- und Möbeldesign und Designforschung tätig sind.

"EOOS - The Cooked Kitchen" ist bis Mitte Juni als Ausstellung im MAK DESIGN SPACE zu sehen. Vier-Hauben-Koch Helmut Österreicher präsentiert dabei einen für ihn maßgeschneidertern Küchenwerkschrank. Darin verstaut ist seine persönliche Auswahl an Kochutensilien - auch von ihm selbst entworfene Werkzeuge finden sich darunter. Auswahl und Entwurf wurden filmisch dokumentiert und die Beziehung des Kochs zu seinem Werkzeug beschreiben. Der vom MAK produzierte Dokumentarfilm wird ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sein.(nb)