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Grafik: APA
Wien - Kaum wurden die ÖIAG-Pläne zur Zerschlagung der Telekom Austria (TA) bekannt, schießen schon die Spekulationen über einen strategischen Partner ins Kraut, den die TA-Mobilfunksparte Mobilkom Austria für ihre weitere Expansion angeblich dringend braucht. Interessenten für die Cashcow der TA gibt es im Dutzend, mit ihrem Staatsanteil von 27,37 Prozent (über die ÖIAG) ist die TA für - freundliche oder unfreundliche - Übernahmen allerdings kein geeignetes Objekt.

Das könnte sich mit einem Aktien-Splitting (die TA-Aktie würde in eine Festnetz- und eine Mobilfunkaktie zerteilt und jeder Aktionär hielte an beiden Unternehmen einen Anteil, Anm.) schlagartig ändern. Dann könnte sich ein strategischer Partner oder Finanzinvestor direkt bei der Mobilkom einkaufen und müsste nicht, wie derzeit, mit einer TA-Aktie das unter Kundenflucht leidende Festnetz mitkaufen.

An erster Stelle auf der langen Liste an Interessenten genannt wird stets Mobilkom-Partner Vodafone. Der britisch-amerikanische Handynetzbetreiber wäre bereits Anfang des Jahrzehnts bereit gewesen, der TA die Mobilkom abzukaufen, blitzte bei der ÖIAG allerdings ab - auch, weil er das Festnetz nicht haben wollte. Reges Interesse wird auch der spanischen Telefónica nachgesagt, sie hat es, wie auch France Telecom, auf das margenträchtige Ostgeschäft abgesehen. Der Einstieg in Weißrussland - Mobilkom kaufte Investor Martin Schlaff im Vorjahr den Betreiber MDC ab - lockt natürlich auch die Platzhirschen im Osten und andere Investoren an.

Sistema als möglicher Investor

Einer davon soll Sistema sein, die dem Oligarchen Wladimir Jewtuschenkow gehört. Er soll laut Wirtschaftsblatt bereits bei der ÖIAG vorgefühlt haben, was Sistema selbst bestreitet. Man habe derzeit keine Absicht, Partner der TA zu werden, sagte eine Sprecherin.

Ein anderer Kontakt könnte freilich heuer beim Opernball geknüpft worden sein. Damals hatten S&T-Gründer Thomas Streimelweger und TA-Generaldirektor Boris Nemsic die 30-jährige Tatiana Ewtuschenkowa zu Gast, die Vizepräsidentin des größten russischen Mobilfunkunternehmens Mobile TeleSystems (MTS), deren Vater ein maßgeblicher Einfluss auf MTS zugeschrieben wird.

Ob die Spekulationen über die Partnersuche Chance auf Realisierung haben, bleibt abzuwarten. Denn erst müsste die von Gewerkschaft und Teilen der SPÖ abgelehnte Beamtenagentur in der ÖIAG durchgeboxt werden und dann müsste ein Verkauf ans Ausland politisch durchgeboxt werden. Dazu scheint es auch in der ÖVP wenig Verve zu geben.

Dass in Europa Übernahmen bevorstehen, ist für die Ratingagentur Moody's fix. (ung, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.5.2008)