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Rene Aufhauser würde sich auch als Rugby-Spieler eignen.

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"Danke, guten Appetit", sagte Josef Hickersberger, und sie krochen dem Mittagessen entgegen. So eine zweistündige Trainingseinheit am Dienstagvormittag schlaucht, den Abschluss bildete eine 40-minütige Partie zwischen zehn grünen und zehn roten Spielern. Das Tempo war für österreichische Zustände nahezu jenseitig, der Einsatz grenzwertig. Christoph Leitgeb hat den Zweikampf mit Roland Gercaliu aber doch knapp überlebt.

Das Terrain war tief, im Sinne von matschig, das Wetter auf Sardinien ist überhaupt die reinste Frotzelei. So hat man sich dem Gastgeber der EURO nicht zu präsentieren. Als wäre der Regen nicht schon Gemeinheit genug, ist am Pfingstmontag auch noch das komplette Telefonnetz zusammengebrochen und ausgefallen. Das österreichische Fußballteam und ihre Begleiter waren im Luxusklub Fortevillage (seit drei Tagen funktioniert der einzige Bankomat nicht) völlig isoliert, dem Schicksal hilflos ausgeliefert. Teamchef Hickersberger wollte die Mannschaft auf Sardinien zwar von der lästigen Außenwelt abschotten, in dieser Intensität war es freilich nicht geplant. Die Telecom Italia hat dann den Schaden nach kaum elf Stunden behoben.

Das Ringen am Dienstag hat übrigens 1:1 geendet. Die Tore erzielten Erwin Hoffer (grün) und Stefan Maierhofer (rot). Jedes winzige Detail wurde von den Betreuern registriert, die Kicker wissen ob ihrer Situation Bescheid. Acht von ihnen müssen vor der EURO ausscheiden, das Miteinander ist deshalb bis zum 28. Mai auch ein Gegeneinander. Teampsychologe Patrick Bernatzky von der Universität Salzburg hat die Burschen auf diesen Zustand vorbereitet. Sie füllten Fragebögen aus, um ihre Ansichten zur Aufgabenverteilung und zum internen Wettbewerb kundzutun. Bernatzky hat die Antworten als "spannend" empfunden. "Die Leute schätzen sich richtig ein. Jeder ist darauf fokussiert, das Beste rauszuholen - erst für sich, dann fürs Team. Es gibt klare Regeln, ich sehe kaum Konflikte. Außerdem erzeugt Reibung Energie." Bernatzky verweist auf das Tennis: "Federer und Nadal stacheln sich zu Höchstleistungen an. Der eine braucht den anderen, um noch stärker zu werden."

Hat Hickersberger die 23 ausgewählt, sieht der Psychologe seine Aufgabe darin, "allen das Gefühl zu geben, wichtig zu sein. Die größte Herausforderung ist sicher das Tormannproblem. Durch die Bekanntgabe der Nummer eins werden zwei sehr frustriert. Trotzdem gehören sie dazu." Bernatzky verweist auf die Situation der Deutschen bei der WM 2006. "Es war hervorragend, wie Kahn seine Reservistenrolle akzeptiert und Lehmann unterstützt hat."

Markus Katzer ist eindeutig ein österreichischer Verteidiger. Der 28-jährige Rapidler hat sich im vergangenen September das linke Kreuzband gerissen. Da er sich zwei Jahre davor das rechte bedient hatte, "wusste ich, wie man damit umgeht". Als er auf dem Weg war, bei Rapid wieder dem Stamm anzugehören, hat sich der dumme Wurmfortsatz entzündet. "Meine Karten für die EURO waren denkbar schlecht." Katzer mag zu den Wackelkandidaten zählen, er selbst sieht das nicht so. "Scheitern darf kein Thema sein." Katzer sagt, das Lager auf Sardinien sei für jeden Einzelnen eine Art Werbeveranstaltung. "Nur geht es nicht um Worte, sondern um Taten." Also ab in den Gatsch. Rein ins Ringen. Und guten Appetit. (Christian Hackl aus Pula, DER STANDARD Printausgabe 14.05.2008)

Aufstellungen ÖFB-internes Testspiel im Fortevillage am Dienstag (Endstand 1:1 - Tore Maierhofer bzw. Hoffer):

Team I: Payer - Standfest, Schiemer, Patocka, Katzer - Leitgeb, Aufhauser, Fuchs - Maierhofer, Kuljic

Team II: Gratzei - Dober, Prödl, Hiden, Gercaliu - Vastic, Säumel, Korkmaz - Janko, Hoffer