Wien - "Diese Einheitlichkeit macht Charakter", urteilte Galerist und Kunsthändler Herbert Giese über die Dienstag Abend eröffnende Kunstmesse "art austria" im Wiener Museumsquartier. Österreichische Kunst zwischen 1920 und 1980, nicht mehr, aber auch nicht weniger zeigen 37 Galerien auf einer Ausstellungsfläche von über 2.000 Quadratmetern. In der eigens zugebauten Halle, sowie in Ovalhalle und quartier 21 gibt es bis zum kommenden Sonntag (18. Mai) jedenfalls neben hochpreisigen frühen Arbeiten von Meistern wie Markus Prachensky, Bruno Gironcoli oder Josef Mikl auch viel (fast) Vergessenes von Franz Beer über Hannes Schwarz bis zu Hans Grünseis zu entdecken.

Stellungnahmen von Galeristen

Zu einer Institution soll sie werden, bekräftigte Galerist Manfred Lang, der die Messe ins Leben rief, beim heutigen Presserundgang. Eine Institution für die "Urhebergeneration" der österreichischen Kunst. "Auch wer sich für Zeitgenössisches interessiert, bekommt hier einen Lehrgang durch die Ursprünge", so Lang in Anspielung auf die Viennafair, die vor nicht einmal einem Monat mit ihrem Schwerpunkt auf Zeitgenössisches und Osteuropäisches "sicher keine Konkurrenz, sondern eine sinnvolle Ergänzung" war. Die starke inhaltliche Konzentration sowohl zeitlich wie örtlich wissen darum gerade jene wenigen Galerien zu schätzen, die bei beiden Messen vertreten waren.

"Es ist wichtig, den österreichischen Raum zu fokussieren und Werke zu zeigen, die bereits musealen Stellenwert haben", meinte etwa Ursula Krinzinger, die ihren Stand ganz Bruno Gironcoli gewidmet hat und mit der Skulptur "Xinox" nicht nur den wohl größten Eyecatcher der Messe, sondern auch "eine der letzten verkäuflichen Skulpturen aus dem Frühwerk" präsentiert. Den Preis hat sich der Künstler allerdings noch nicht überlegt.

"Es geht hier mehr ums Zeigen als ums Verkaufen"

Dass die Messe ein Preissegment abdeckt, indem Bewundern leicht, Kaufen aber eher schwer gemacht wird, ist jedenfalls deutlich. "Es geht hier mehr ums Zeigen als ums Verkaufen", sagte nicht nur Philipp Konzett, der mit ausgewählten Bildern von Otto Muehl und einer der späteren aktionistischen Scheiben von Alfons Schilling "kunsthistorisch unglaublich relevante Werke" zeigt. 77.000 Euro soll die Schilling-Scheibe kosten, 180.000 sind für Muehls "Jesus kommt zurück" veranschlagt. "Den würde ich aber sicher nicht privat, sondern nur an eine Institution verkaufen", so Konzett.

Auch auf dem wohl am liebevollsten gehängten Stand der Messe, bei Wolfgang Exner, geht es in erster Linie um "die Freude, das zu zeigen". Der kürzlich verstorbene Josef Mikl hatte die Auswahl an Werken seiner frühen Schaffensphase noch selbst zusammengestellt. "Für mich ist das sehr sentimental, da sind Bilder dabei, die er früher niemals hergegeben hätte", so Exner gegenüber der APA. Frühe Arbeiten späterer Meister bietet auch die Galerie Thoman mit Werken von Markus Prachensky, die Galerie Ruberl mit Arnulf Rainer oder die Galerie Elisabeth Michitsch mit Franz Beer. Ernst Hilger zeigt mit Georg Eisler und Alfred Hrdlicka gleich zwei Jubilare, extra aus München angereist sidn die Werke der Galerie Pabst, die Künstler aus dem Wiener Kinetismus präsentiert, darunter Erika Giovanna Klien, Elisabeth Karlinsky oder Marianne Ullmann.

Kunst "abseits von Schiele und Klimt"

Auf zwei bis drei Künstler beschränken sich die meisten Galerien, Namen wie Josef Dobrowsky, Alfons Walde oder Herbert Boeckl finden sich beim Rundgang dennoch immer wieder. Letzterer besonders prominent bei Giese und Schweiger, wo er mit einem späten Hauptwerk, einem Akt als Paraphrase auf Tizian und Goya, und zu einem Preis von 350.000 Euro vertreten ist. "Das ist hier alles sehr elegant", meinte Giese, der sich freute, österreichische Kunst "abseits von Schiele und Klimt" versammelt zu sehen. Auch Diskussionen über Raubkunst hätten sich bei dieser Zeitspanne eher in Grenzen gehalten, erklärte Initiator Lang. "Das spielt am Rande natürlich immer eine Rolle, aber ich vertraue hier in die Eigenverantwortung der Aussteller." (APA)