Ab dem Schuljahr 2009/10 sollen Hauptschüler in der fünften und sechsten Schulstufe in einer Orientierungsphase intensiver betreut werden und dann problemlos in eine AHS wechseln können. Bei der individualisierten und projektorientierten Betreuung sollen den Hauptschullehrern AHS-Kollegen sechs Stunden pro Woche und Klasse unter die Arme greifen.In diesen Schulstufen werden zwei Lehrer gemeinsam eine Klasse unterrichten.
Zwei Orientierungsstufen
Mit entsprechenden Noten soll dem Umstieg eines 12-jährigen Hauptschülers in die AHS dann nichts mehr im Wege stehen - auch keine Aufnahmeprüfung. Neu ist diese Umstiegschance allerdings nicht. „Rechtlich ist der Wechsel schon jetzt möglich, de facto wird diese Möglichkeit aber nicht genützt“, sagte Bohuslav am Dienstag, als sie den Start für die Ausschreibung des Modells vor Medienvertretern verkündete. Niederösterreichs „eigener Weg“ sieht in der siebten und achten Schulstufe zudem eine Orientierungsphase zwischen schulischer und beruflicher Laufbahn vor. Lehrer aus berufsbildenden Höheren Schulen sollen dann vermehrt in die Hauptschulen kommen.
Landesschulratspräsident Hermann Helm hofft, dass es zu jeder Hauptschule eine Partner-AHS geben wird. Sollten sich sehr viele Kinder für einen Umstieg entscheiden, bestehe auch die Möglichkeit, einzelne, „dislozierte“ AHS-Klassen in Hauptschulen einzurichten. Bis Ende Mai können sich beim Land nun interessierte Schulen melden. Von den 263 Hauptschulen werden 25 Teilnehmer erwartet. Ab kommenden Herbst sind für die Lehrer entsprechende Weiterbildungsangebote an den Pädagogischen Hochschulen vorgesehen.
„Nichts anderes als schon vor einem Jahr am Tisch lag“, sehen Grüne und die SP Niederösterreich. Damals war Landeshauptmann Erwin Pröll (VP) für eine sechsjährige Volksschule eingetreten. „Der damalige Plan ist von der AHS-Lehrervertretung in der Luft zerrissen worden und auch diesmal sehe ich die Zusammenarbeit der Lehrer nicht friktionsfrei“, meint Emmerich Weiderbauer, Landtagsabgeordneter der Grünen. Eckehard Quin, Vorsitzender der AHS-Gewerkschaft Niederösterreich, beschwichtigt: „Dieses Modell beruht auf der Freiwilligkeit aller Beteiligten und lässt auf den jeweiligen Standort zugeschnittene Lösungen zu, deshalb halte ich es für eine durchaus positive Sache.“