Sie beantragten eine Extra-Hauptversammlung zwecks Austausch des Managements – und sie kippten Wirtschaftsprüfer KPMG hinaus.

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Wien – Nicht ganz ein Jahr nach dem Börsengang rechneten die Aktionäre der Meinl International Power (MIP) erstmals mit der MIP-Führung ab. Aktionärsvertreter Wilhelm Rasinger schoss sich auf MIP-Vorstandsmitglied Georg J. Kucian ein, forderte dessen Rücktritt, weil er – ob Kucians zahlreicher Tätigkeiten im Meinl-Umfeld – Interessenkonflikte wittert. Für Rasinger ist Kucian „ein Wasserträger des Hauses Meinl“.

Alexander Proschofsky von Cube Invest, der bei der ersten Hauptversammlung rund zehn Prozent des Grundkapitals vertrat, kündigte die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung an. In der soll am besten der Großteil des Management-Boards, namentlich Kucian, Karel Römer, Heinrich Schwägler, Michael B. Treichl, Michael Richardson und Peter Byrne, abgewählt werden. Lediglich Hans Haider dürfe bleiben. Ob der dem Wunsch folgen würde, ließ der Ex-Verbund-Chef freilich offen: „Es gibt von mir keine Blanko-Zusage. Bei dem Verlauf der Dinge werde ich mir genau überlegen, ob ich weiter zur Verfügung stehe.“

Der Wunsch der Aktionäre: die Schaffung einer „Meinl-unabhängigen Gesellschaft“ ohne jede Verbindung zum Hause Meinl. Bis dahin, begehrt ein US-Großinvestor, solle das Unternehmen weder an bestehenden Verträgen mit der Meinl Bank feilen, noch diese kündigen. Überhaupt sollte das Unternehmen keine Investments mehr tätigen (in der Pipeline stecken 13 Projekte), bis es ein unabhängiges Board gebe. Auch der durch die Turbulenzen rund um Meinl European Land belastete Name „Meinl“ sollte aus dem Namen des Unternehmens verschwinden.

Meinl Bank arbeitet „umsonst“

Ehe die Anleger loslegen konnten, hatte Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, Chef und Miteigentümer der externen MIP-Managementgesellschaft, den Unmut über Market-Making-Vertrag und gesunkenen Börsenkurs zu zerstreuen versucht: Die Meinl Bank mache das Market-Making „umsonst“, Gebühren flössen für „Bestandsprovisionen“, die von MIP an Meinl Bank fließen, von dort aber zu Finanzdienstleistern gingen. An einer neuen Vereinbarung werde bereits gearbeitet, für das zweite Quartal sei die Bestandsprovision ausgesetzt.

Schwierig dürfte es mit den Gebühren für die Nutzung des Namens Meinl werden. „Wir arbeiten an einer Reduktion. Aber ein sechsjähriger Vertrag ist nicht so leicht kündbar“, räumte Haider ein. Der verfallene Börsenkurs stört auch Grasser: „Es tröstet uns nicht, dass es eine Finanzkrise gibt.“

Für Gelächter im Publikum sorgten Feinheiten aus dem MIP-Börsenprospekt, der jenem der Meinl-Airport-Gesellschaft MAI (kaufte eben 67 Prozent des Flughafens Parma um 20,5 Mio. Euro) frappant ähnelt. So sehr, dass an einigen Stellen Bezug zum Airport-Geschäft genommen wird statt zur Energiebranche. Eine von zwei Abstimmungen entschieden die aufmüpfigen MIP-Aktionäre übrigens für sich: Sie brachten KPMG mit Dreiviertelmehrheit um das Mandat als Abschlussprüfer. (Bettina Pfluger/DER STANDARD, Printausgabe, 15.5.2008)