IT-Business
Infineon-Chef Ziebart vor Rücktritt
Ziebart steht seit Herbst 2004 an der Spitze von Infineon - Fusion wird wahrscheinlicher
Der Chef des deutschen Halbleiter-Konzerns
Infineon, Wolfgang Ziebart, steht nach einem Pressebericht kurz vor
dem Rücktritt. Grund sei das Zerwürfnis zwischen Ziebart und dem
Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley, schreibt die "Financial Times
Deutschland" (Mittwoch) unter Berufung auf Konzernmanager. Ein
Infineon-Sprecher wollte den Bericht auf Anfrage nicht kommentieren.
Fusion wahrscheinlich
Wenn Ziebart gehe, werde eine Fusion zwischen Infineon, das auch
in Österreich vertreten ist, und einem anderen Chipkonzern
wahrscheinlicher, schreibt die Zeitung weiter. Kley habe bereits
Gespräche mit dem Besitzer des niederländischen Wettbewerbers NXP
aufgenommen, dem Finanzinvestor KKR. Ziebart gilt als Kritiker des
Vorhabens. Im vergangenen Herbst hatte der Infineon-Chef eine Fusion
als "sinnlos" bezeichnet.
Fusionskandidaten
Die europäischen Hersteller NXP, ST Microelectronics und Infineon
hätten viel zu wenig Berührungspunkte. Nach Informationen aus
Branchenkreisen gab es im vergangenen Jahr zwar Kontakte zwischen NXP
und Infineon, damals seien aber eher die Möglichkeiten einer
Zusammenarbeit als einer Fusion ausgelotet worden.
Gerüchte seit Februar
Die "Süddeutsche Zeitung" hatte bereits im Februar kurz nach der
Hauptversammlung berichtet, der Stuhl von Ziebart wackele. Damals
hatte es aber geheißen, es gebe im Aufsichtsrat keine Mehrheit für
eine Ablösung. Ein Kontrolleur hatte von einer "Intrige" gesprochen.
Kley beendete die Personaldiskussion schließlich mit den Worten: "Das
Thema steht nicht auf der Tagesordnung."
Gespräch zwischen Vorstand und Aufsichtsrat
Laut "FTD" ist nun für die kommenden Tage ein Gespräch zwischen
Vorstands- und Aufsichtsratschef anberaumt, bei dem sich die beiden
aussprechen wollten. "So wie bisher kann es nicht weitergehen, es
muss eine Lösung geben, nicht nur auf der persönlichen Ebene, sondern
vor allem für die Frage, wohin das Unternehmen steuern soll", sagte
ein Mitglied der Firmenleitung der Zeitung. In dem Chipkonzern gelte
es als ausgemacht, dass Ziebart nach dem Gespräch seinen Posten
aufgibt, schreibt das Blatt.
Nachfolger
Als mögliche Nachfolger von Ziebart gelten laut "FTD" zumindest
übergangsweise Finanzchef Marco Schröter oder der Leiter der
Automotive-Sparte, Peter Bauer. Ziebart steht seit Herbst 2004 an der
Spitze von Infineon. Der Konzern steckt in einer tiefen Krise. Die
einstige Siemens-Tochter schreibt hohe Verluste, vor allem wegen der
Speicherchip-Tochter Qimonda. Alleine von Jänner bis März machte
Infineon 1,37 Mrd. Euro Verlust. Hintergrund sind die seit einem Jahr
am Boden liegenden Speicherchip-Preise. (APA/ dpa)