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Präsident Shimon Peres (li.), Premier Ehud Olmert und eine Ehrenformation der israelischen Armee empfingen US-Präsident George W. Bush am Mittwoch am Flughafen Ben Gurion in Jerusalem.

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US-Präsident Bush und der israelische Premier Olmert besuchen die Wüstenfestung Masada am Südwestende des Toten Meeres - eines der wichtigsten historischen Symbole Israels.

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Mit überschwänglichen Komplimenten und Beteuerungen tiefer Freundschaft überschütteten einander gestern Abend im Konferenzzentrum von Jerusalem der US-Präsident und die israelische Führung. „Für uns ist das eine Thanksgiving Party“, rief der Gastgeber, Israels 84-jähriger Staatspräsident Shimon Peres, „für eine gewaltige Nation und für die Führungsqualitäten von Präsident George Walker Bush, einem Mann, der immer im Dienste der großen amerikanischen Werte steht.“

Israel sei eine „wunderbare Geschichte“, gab Bush zurück, es sei „eine der großen Demokratien der Welt in einer Region, wo Demokratie wenige Wurzeln hat“, und habe „eine moderne Wirtschaft im Sand einer alten Wüste aufgebaut.“ Die USA seien „Israels ältester und bester Freund in der Welt“, sagte der US-Präsident.

Bush ist der wichtigste in einer langen Reihe von Gästen, die gerade in Israel sind, um zum 60-jährigen Bestand des Staates zu gratulieren. Der gestrige Festtag wurde allerdings durch eine Rakete aus dem Gazastreifen verdorben, die im dritten Stock eines Einkaufszentrums in der israelischen Küstenstadt Aschkelon einschlug und rund 20 Menschen verletzte, darunter ein Mädchen und zwei Säuglinge. Mindestens drei Menschen wurden schwer verletzt. Aschkelon liegt rund 30 Kilometer nördlich des Gazastreifens.

„Wir werden die nötigen Maßnahmen ergreifen, damit das aufhört“, sagte Israels Premier Ehud Olmert grimmig am Beginn seiner Lobesrede für Bush. Peres hatte unzählige internationale Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst zu einer dreitägigen „Präsidentenkonferenz“ geladen, bei der über die Zukunft der Region und der Menschheit nachgedacht wird.

Am Mittwoch nahmen etwa sieben Nobelpreisträger, unter ihnen Daniel Kahnemann, Walter Kohn und Elie Wiesel, an einer Debatte unter dem Titel „Morgen aus der Sicht von Nobelpreisträgern“ teil. Die Bürger von Jerusalem waren allerdings eher verstimmt, weil sich Autos in der Stadt kaum mehr bewegen konnten. Und um die große Inszenierung, die Israel so lange vorbereitet hatte, wehte auch ein Hauch von Peinlichkeit, weil Olmert unter Korruptionsverdacht steht und die Polizei fast täglich irgendwelche Amtsräume durchsucht, wo er in der Vergangenheit gearbeitet hat.

Spannung in der Regierung

Insbesondere war die eisige Spannung zwischen Olmert und seiner Außenministerin Zipi Livni zu spüren, die bei einem allfälligen Rücktritt des Premiers die besten Chancen auf die Nachfolge hätte und zum Unterschied zu anderen Parteifreunden bisher kein Wort zugunsten von Olmert hören ließ.

Israelische Medien sprachen von einer unglücklichen Fügung, weil Olmert ausgerechnet jetzt „die vielleicht schwierigste Periode seines Lebens“ durchmache. Bush soll am heutigen Donnerstag die antike Festung Massada besuchen und danach eine Festrede vor dem israelischen Parlament halten. (Ben Segenreich aus Tel Aviv/DER STANDARD, Printausgabe, 15.5.2008)