Aber auch die heimische Forschung profitiert enorm von Ex-IMPlern.

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Madrid/Wien/Cambridge - Den spanischen Abendnachrichten im Fernsehen war es vor wenigen Wochen eine Spitzenmeldung wert. Erwin F. Wagner, Entwicklungsbiologe am IMP und bisher stellvertretender Direktor, wird ans Nationale Spanische Krebsforschungsinstitut (CNIO) des Gesundheitsministeriums wechseln. Bei der Pressekonferenz meinte der spanische Gesundheitsminister Bernat Soria: "Spanien nimmt einen großartigen Wissenschafter unter Vertrag."

Erwin Wagner ist der jüngste und zugleich älteste Abgang am IMP: Er war seit 1988 mit dabei und wurde am IMP zu einem der am öftesten zitierten Entwicklungsbiologen Europas. Nun sei es einfach an der Zeit, noch einmal etwas ganz Neues zu beginnen, so der Forscher, der als Einziger in Österreich bisher mit menschlichen embryonalen Stammzellen arbeitete.

Einer von Wagners Diplomanden am IMP war vor gar nicht allzu langer Zeit Konrad Hochedlinger. Heute ist der 32-Jährige einer der Jungstars der Stammzellforschung weltweit und leitet in Harvard längst seine eigene Forschungsgruppe. Wie es geht, lernte er im IMP: "Der nahe Kontakt zu Top-Wissenschaftern und die internationale Atmosphäre des Instituts waren prägend für meine Karriere", sagt er heute im Rückblick.

Insgesamt rund 500 Alumni hat das Institut in seinen ersten 20 Jahren hervorgebracht. Dazu war und ist das IMP für zahlreiche Spitzenforscher eine wichtige Zwischenstation bei ihren längst globalisierten Karrieren - zumal die IMP-Dienstverträge im Normalfall keine Daueranstellung vorsehen.

Für viele wurde das IMP so zum Sprungbrett für internationale Karrieren, indem sie von den Laboren der Dr.-Bohr-Gasse 7 aus mit spektakulären Forschungserfolgen auf sich aufmerksam machten. Wie zum Beispiel Thomas Jenuwein, der in den vergangenen 15 Jahren am Institut forschte und es zu einem der führenden Epigenetiker brachte. Seit kurzem ist er einer der Direktoren des Max-Planck-Instituts für Immunbiologie in Freiburg und leitet dort die Abteilung für Epigenetik.

An ein anderes Top-Forschungsinstitut weiter weg hat es Frank Eisenhaber verschlagen. Der Bioinformatiker, der von 1999 bis 2007 am IMP die Arbeitsgruppe für Bioinformatik leitete, ist seitdem im boomenden südostasiatischen Forschungsstadtstaat Singapur Direktor eins ganzen bioinformatischen Instituts.

Anders als viele Forschungseinrichtungen in Österreich hat das IMP eine ziemlich ausgeglichene Import-Export-Bilanz mit den USA, wo das Institut in Fachkreisen einen ausgezeichneten Ruf genießt. Mit dazu beigetragen haben auch IMP-Alumni wie die Molekularbiologin Angelika Amon, die sowohl ihre Diplomarbeit wie auch ihre Dissertation am IMP geschrieben hat. Heute ist sie Professorin am M. I. T. in Cambridge/ Massachusetts und zudem noch Investigator des renommierten Howard Hughes Medical Institute.

IMP-Alumni machen aber nicht nur in der weiten Welt Karriere, sondern prägen auch die biomedizinische Forschungslandschaft Österreichs und nehmen hier wichtige Positionen ein. Der gebürtige Mailänder Giulio Superti-Furga beispielsweise leitet seit drei Jahren das Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM), eine Tochtergesellschaft der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, er ist zudem Professor an der Med-Uni Wien. Auch seine Karriere begann am IMP, wo er zwischen 1987 und 1990 forschte. Die ersten Jahre dort beschreibt er im Rückblick als "spannend und ausgelassen" mit jeder Menge Pioniergeist. "Jeder ist an der Forschung der anderen interessiert gewesen" - was auch heute noch eines der Erfolgsgeheimnisse des Instituts ist, obwohl es in der Zwischenzeit stark gewachsen ist.

Der Pathologe Kurt Zatloukal wiederum machte zwischen 1991 und 1993 seinen Postdoc am IMP beim damaligen Institutsdirektor Max Birnstiel. Heute ist Zatoukal Professor für Pathologie an der Medizinischen Universität Graz. Dort ist er nicht nur der Leiter einer der größten Biobanken. Er koordiniert von Graz aus auch eines der vielversprechendsten Forschungsprojekte der EU auf dem Sektor der Biomedizin, das sich "Biobanking and Biomolecular Resources Research Infrastructure" nennt und Biobanken aus ganz Europa zusammenbringen soll.

Was Zatloukal für Graz leistet - nämlich die dortige Biomedizin auf internationales Niveau zu bringen, das macht Lukas Huber seit sechs Jahren in Innsbruck. Der Zellbiologe baute dort in den letzten Jahren das Biozentrum auf, das er seit 2005 ebenso leitet wie die Abteilung für Zellbiologie. Huber ist zudem Leiter der Proteomik-Plattform des österreichischen Genomforschungsprogramms GEN-AU und Koordinator des EU-Projekts Growthstop.

Unmittelbar vor seiner Berufung nach Innsbruck im Jahr 2002 war Huber sechs Jahre lang Gruppenleiter am IMP. Und seitdem habe er eben versucht, "ein wenig vom Geist und von den Strukturen des IMP in den Westen Österreichs zu bringen". (Oliver Hochadel/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15. 5. 2008)