Wien - Es war bis jetzt eine Erfolgsgeschichte, wie sie im Bilderbuch der Forschungspolitik steht - die Geschichte des Vienna BioCenter (VBC) im dritten Wiener Gemeindebezirk. Konkret begonnen hat sie vor mehr als zwanzig Jahren mit der Gründung des Institut für Molekulare Pathologie (IMP).

Unterstützt von der Stadt Wien, vom Bund und den Universitäten konnte das IMP zur Lokomotive für eine rasante Entwicklung werden, die den Standort Dr.-Bohr-Gasse innerhalb von nur zwei Jahrzehnten in die europäische Champions League der biomedizinischen Forschung katapultierte: von quasi null auf 1700 Forscher aus 40 Nationen.

Größer und teurer

Im selben Zeitraum sind die Biowissenschaften aber auch mehr zur "Big Science" geworden. Diese kapital- und personalintensive Großforschung ist nicht nur auf vielköpfige und hochqualifizierte Forscherteams angewiesen, sondern auch auf modernste und entsprechend teure Infrastruktur - wie beispielsweise die neue Generation von Sequenziergeräten.

"Für ein verhältnismäßig kleines Institut wie das IMP wird es schwierig, ein bis zwei Millionen Euro in eine neue Technologie zu investieren", sagt dazu der wissenschaftliche IMP-Direktor Barry Dickson. "Aber genau das sind die Voraussetzungen, um heute und in Zukunft weiterhin absolute Spitzenforschung betreiben zu können."

Wichtige Standortqualitäten

Aus diesem Grund haben sich die am VBC versammelten Institute und Unternehmen zusammengetan und den Aktionsplan "Vision 2020" ausgearbeitet - einen Maßnahmenkatalog für die gezielte Weiterentwicklung des Standorts. Angesichts der Großtechnisierung der Molekularbiologie sieht die "Vision 2020" konkrete Vorschläge für Investitionen in wissenschaftliche Infrastruktur vor. Ausgebaut werden soll aber auch die Multidisziplinarität, der Technologietransfer und nicht zuletzt: die Standortqualität.

"Mittlerweile wurde eine Größenordnung erreicht, die es erfordert, verstärkt in Begleitmaßnahmen zu investieren", betont Harald Isemann, der kaufmännische Direktor des IMP und Obmann des Vereins Campus Vienna BioCenter: Denn im Wettbewerb um die besten Köpfe würden auch die "weichen" Standortfaktoren wie das Arbeitsumfeld, Kinderbetreuung und andere soziale und kulturelle Angebote eine immer wichtigere Rolle spielen.

Was sich nicht geändert hat, ist der Finanzbedarf. "Für all das benötigen wir weiterhin Unterstützung von allen Seiten - von der Stadt Wien ebenso wie vom Bund, die uns auch schon bisher großzügig gefördert haben", erklären Dickson und Isemann unisono.

Denn nur so könne gewährleistet werden, dass das Vienna BioCenter weiterhin in der europäischen Champions League der biomedizinischen Forschung mitspielen kann. (tasch/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15. 5. 2008)