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Seit Tagen ist Chinas Premierminister Wen Jiabao in der vom Erdbeben betroffenen Region ...

Foto: REUTERS/Xinhua/Yao Dawei

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... und demonstriert, was er unter Krisenmanagement im Dienste der Allgemeinheit versteht

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Peking/Wien - Er war in Dujiangyan und Mianyang, in Yingxiu und Beichuan. Er hat Befehle erteilt, die Rechte auf der tischtuchgroßen Karte von Sichuan ruhend, umringt von eifrig notierenden Parteifunktionären, als das Erdbeben kaum eine Stunde alt war. Wen Jiabao, der chinesische Premierminister, saß da bereits im Regierungsjet in Richtung Südwesten des Landes.

Leben retten ist die Priorität

Opa Wen ist der gute Helfer der Nation, der Mann der Regierung, der dem Volk nun zuredet. Am Mittwoch, dem Tag zwei nach der Katastrophe, klettert der 65-Jährige weiter über Geröllhalden und kann dabei bisweilen das Gleichgewicht nicht mehr halten. Der Dauereinsatz im Erdbebengebiet hat ihn erschöpft. Doch der Regierungschef macht weiter:

Das Gesundheitsministerium solle 3000 zusätzliche Ärzte und Pfleger nach Sichuan schicken, sagt er, "die Wiederaufnahme des Transports ist der Schlüssel zu allem", erklärt er, sämtliche zusammengestürzten Gebäude sollen genau untersucht werden - "Leben retten ist die Priorität".

Ruft Verschüttete zum Durchhalten auf

Es sind mitunter Plattheiten, Formeln aus der Sprache der Parteifunktionäre, in jahrzehntelangen Auftritten eingeübt, doch für die Menschen im Katastrophengebiet wie an den Bildschirmen in der Hauptstadt sind Wen Jiabaos Worte nicht aufzuwiegen. Der Premier hält verletzten Kindern die Hand, ruft, ein Megafon in der Hand, Verschüttete zum Durchhalten auf. "Die Regierung ist bei euch", sagt er.

Erfahrungen mit Katastrophen

Wen Jiabao hat Erfahrungen mit Katastrophen im Riesenland China - und mit dem Risiko, das die kommunistische Führung eingeht, sollte sie im Angesicht des nationalen Notstands versagen. Vor fünf Jahren, im März 2003, wurde er zum Regierungschef bestimmt. Die Lungenkrankheit Sars hatte da schon ihren tödlichen Lauf von Hongkong aus genommen, lange von den Behörden verschwiegen. Ein ähnliches Debakel will Wen Jiabao im Jahr von Olympia und Tibet-Unruhen vermeiden: Sein Name bedeutet schließlich "geborgen" oder "gut versorgt sein". (Markus Bernath/ DER STANDARD Printausgabe 15.5.2008)