In Tirol hat ein ausländischer - in Wien lebender steirischer - Rechtsanwalt und Universitätsdozent jetzt einen Prozess gegen einen Bürgermeister gewonnen, der ihn beharrlich duzte. In Tirol ist das Du-Wort praktisch Folklore, aber es gibt Abstufungen. Der Bürgermeister dürfte eindeutig das sogenannte "Wiener Du" verwendet haben, im Sinne von "Schau, dass D' hoam nach Wien kummst".

Aber das zweitinstanzliche Urteil (auf Unterlassung) interessiert doch, weil das Zwangs-Du um sich greift. Nicht nur im unmöglichen Möbelhaus oder im ehemaligen und jetzigen Fellner-Verlag, wo eine Art erbarmungsloser Kumpelhaftigkeit herrscht(e), oder bei Talk-Shows, sondern auch im Alltag. Meist durchaus freundlich gemeint, aber eben ungefragt Du. Wobei man ja oft nichts dagegen hat, nur gefragt möchte man werden - auch auf die Gefahr, uncool zu wirken.

Der auf "Sie" klagende Anwalt berief sich darauf, dass es zur Respektierung einer Person gehöre, nicht sofort geduzt zu werden. Seltsamer Schwärmer, werden sich viele denken, die nicht merken, dass in der allgemeinen Verbrüderung manchmal Abwertung steckt. (Hans Rauscher/DER STANDARD, Printausgabe, 15.5.2008)