Wien - Bei der börsenotierten Immo-Gesellschaft Meinl European Land (MEL) wird nach dem Closing des Deals mit den neuen die Gesellschaft beherrschenden Eigentümern kein Stein auf dem anderen bleiben. Die MEL werde zu einer "europäischen Gesellschaft" umgebaut, der Übergang solle reibungslos erfolgen, kündigte Chaim Katzman, Chairman der in Tel Aviv börsenotierten Gazit Globe - die gemeinsam mit einem Citibank-Immobilienfonds (Citi Property Investors - CPI) bei MEL einsteigt - am Mittwochabend vor Journalisten in Wien an.

Dabei werden die bisher engen Verbindungen des auf der Kanalinsel Jersey ansässigen Unternehmens mit Wien bzw. Österreich und Meinl gekappt: Neben der intensiven Suche nach einem neuen Namen - ohne "Meinl" - ist man auch auf der Suche nach einem neuen Standort. Wien komme da wohl nicht infrage, ließen die neuen Hauptaktionäre durchblicken. Die Assets des Unternehmens befänden sich ja ohnehin alle außerhalb Österreichs in Osteuropa.

Zweites Listing

Neben dem Listing an der Wiener Börse wird auch ein zweites Listing an einer großen europäischen Börse erwogen, etwa in London, Amsterdam oder Frankfurt. Für Shanti Sen, Direktorin von Citi Property Investors, ist bei der Auswahl des neuen Standorts auch der Ort des zweiten Listings und der dort vorhandene Talente-Pool mitentscheidend. Auch die bisher engen Beziehungen der MEL mit der Meinl Bank werden fallen. Natürlich könne man die Meinl Bank nicht hindern, Aktien zu kaufen, eine besondere Rolle sei aber nicht vorgesehen, so Katzman.

In der Struktur der Gesellschaft setzen die neuen Hauptaktionäre auf "Transparenz", versicherte Katzman: Die bisher viel kritisierten strukturellen "Besonderheiten" bei der MEL werden gestrichen. Das Management werde von externem Management auf internes Management umgestellt. Von der bisherigen volumen-orientierten Entlohnung für das Management werde zu einer "in der internationalen Wirtschaft üblichen" performance-orientierten Entlohnung übergegangen, betonte Katzman. Die "Partly Paid Shares" (teileinbezahlte Aktien), deren Eigentümer bisher nicht genannt wurden, werden eingezogen.

Die künftige Chefin der MEL, Rachel Lavine, hat nach eigenen Angaben in den vergangenen zwei Monaten zahlreiche Immobilien des Konzerns in osteuropäischen Ländern besucht. "Das Portfolio ist gut", zeigte sie sich insgesamt zufrieden. Sie habe sehr gute Standorte, aber auch Standorte "mit Verbesserungspotenzial" gesehen. Nun werde eine umfassende Strategie erarbeitet, die Entwicklung, Hereinnahme von Partnern bei großen Standorten in Russland und auch strategische Verkäufe und Zukäufe beinhalte. Zwei bis drei Monate nach dem Closing werde dann feststehen, wo bzw. was gekauft werden solle und welche der Objekte zum Verkauf stünden. "Steigerung des Ertrags, Begrenzung der Kosten", fasste Lavine ihre Strategie zusammen.

Verkäufe in Tschechien

Verkäufe erwägt die künftige MEL-Chefin Lavine insbesondere in Tschechien, Zukäufe in der Ukraine. In diesem neuen "Zielland" besitze MEL bisher nur ein Objekt, doch "die Ukraine ist heute, was Polen vor sieben Jahren war", zeigt sie sich vom wirtschaftlichen Potenzial des Landes überzeugt. Auch in Russland sieht sie Chancen für Zukäufe, die Zahl der dortigen Objekte könnte von derzeit 14 auf 20 bzw. 25 wachsen. Besonders stolz ist Lavine über das Abkommen mit der EBRD (Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung) betreffend Investitionen in Georgien, Armenien und Kasachstan.

Katzman zeigte sich jedenfalls mit der MEL zufrieden: Beim Cash-Flow, für ihn der wichtigste Indikator, und beim Aktienkurs gehe es aufwärts. "Der Markt hat den Einstieg positiv bewertet", freute er sich über einen 27-prozentigen Kursanstieg seit Bekanntgabe des Deals. Zuletzt notierte das in Wien gehandelte MEL-Zertifikat bei 8,30 Euro. Bei der Due Diligence habe ihn die Qualität der Immobilien überzeugt. Konjunktursorgen plagen den Manager offenbar keine: Gerade die Supermärkte in den Shopping-Centern seien auch in schlechteren wirtschaftlichen Phasen "rezessions-resistent".

Zeitplan steht fest

Der weitere Zeitplan steht im Großen und Ganzen fest: Ende Juni soll das Closing über die Bühne gehen, eine außerordentliche Hauptversammlung muss - gemäß dem Recht der Kanalinsel Jersey, wo die MEL derzeit ihren Sitz hat - 21 Tage vorher mit den wesentlichen Beschlusspunkten angekündigt werden.

Das Risiko möglicher Schadenersatzklagen von MEL-Anlegern wurde laut Katzman bereits bei der Unterzeichnung der Vereinbarung zum Einstieg mitgedacht - und auch einberechnet. Sollten Anleger klagen, werde das allen Aktionären schaden - also auch den neuen Hauptaktionären. (APA)