Der Schnee im Triglav-Gebiet wird zum Problem. Den halben Winter lag kaum ein Drittel der üblichen Schneehöhe, was mich nach den ersten Erkundigungen optimistisch für meinen Reisebeginn im Mai machte. Danach hat es zu schneien begonnen. Jetzt ist drei Mal so viel Schnee wie sonst. An meinem frühen Start hätte es aber ohnedies nichts zu ändern gegeben. Zu wichtig ist ein Ende September wartendes Ereignis.

Um dennoch in höhere Regionen zu gelangen, schlägt der sehr hilfreiche Marko Lenarcic von der Slovenian Hiking Organisation am Sonntag eine Skitour vor. Ich überspringe deshalb eine Etappe mit dem Bus und treffe Freitagnachmittag in Cerkno ein, um es Samstag über den Porezen nach Petrovo Brdo zu schaffen, wo mich Lenarcic Sonntagfrüh zur Skitour abholen will.

Cerkno, am Fuß des Gebirgszugs des Porezen ist zwar der ideale Startort für diese Etappe, über die mit etwas über 1600 Meter höchste Erhebung des Karsts, doch nach dem Ruhetag in Idrija kommt mir nach der Ankunft in Cerkno ein weiterer Tag ohne Gehen schnell leer vor. Ich beschließe, weiter drinnen im Tal, in Novaki, zu übernachten: auf der Straße zwar nur eine halbe Gehstunde von Cerkno entfernt, auf einem Wanderweg den Berghang hinauf jedoch ein gut zweistündiger Marsch. Eine Viertelstunde außerhalb des Orts erwischt mich ein Gewitter, doch kaum bin ich mit dem Rucksack unter dem Poncho, strahlt die Landschaft auch schon wieder in der Sonne.

Fast unwirklich die weißblühenden Obstbäume im Grün der Frühlingswiesen. Farben, wie sie vielleicht nur jenen inneren aus der Zeit der ersten oder der größten Liebe vergleichbar sind. Ich mache mehr Bilder als sonst, verschicke sogar eines per E-Mail und bin bald weit über dem Tal. Nur finde ich die Abzweigung nach Novaki nicht, so weit ich auch steige, es geht nur bergauf, kein Wegkreuz führt wieder hinunter. Ich versuche es sogar wild den Waldhang hinunter, doch es ist viel zu steil und gefährlich.

Foto: Martin Prinz
Zeltplatz

Und auch wenn der auf der Karte eingezeichnete Eg nach Novaki fehlt, den Felsabbruch auf halber Höhe gibt es sicher. Ich bin vernünftig und drehe um. Da ich aber auch nicht wieder nach Cerkno zurück will, frage ich an einem Bauernhof im Weiler Labinje, ob ich auf einer der zum Hof gehörenden Wiesen mein Zelt aufstellen darf und finde schließlich einen wunderbaren Platz neben einem alten Steinturm - ganz in der Nähe jener Wegstelle, die ich im Hinaufsteigen für das Bild fotografiert hatte, das ich per Mail verschickt hatte. (Martin Prinz)