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Der Deutsche Alexander Zickler, Schützenkönig und bester Spieler der abgelaufenen Saison, könnte seine Titel verteidigen. Das gilt natürlich auch für seine Mannschaft, für Meister Red Bull Salzburg.

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Standard: Trägt die Bundesliga Mitschuld an den Problemen der Nationalmannschaft? Anders gefragt: Was kann sie tun, damit die EURO sportlich gesehen nicht blamabel endet?

Pangl: Wir haben mit der Gestaltung des Spielplans, der am 26. April endet, die bestmögliche Unterstützung gewährleistet. Die Kicker werden zwei Monate auf Kosten der Klubs Teamchef Josef Hickersberger zur Verfügung gestellt. Mehr ging nicht, das war die Grenze der Machbarkeit. Andererseits ist es unsere Verpflichtung. Eine EURO hat man alle 200 Jahre im eigenen Land.

Standard: Wie krank ist die Liga? Die vergangene Saison war ja nahezu pervers. GAK und Sturm mussten in den Zwangsausgleich, bei der Lizenzierung gab es Formalfehler, Pasching stellte wegen Sinnlosigkeit den Betrieb ein. Wie hat man das verdaut?

Pangl: Es ist ja noch viel mehr passiert. Dopingfälle, Wettskandal, ein ehemaliger Präsident, Hannes Kartnig, sitzt im Häfen. Ein Wahnsinn. Aber wir haben uns den Problemen gestellt, die Bestimmungen wurden verschärft.

Standard: War man zu naiv, oder konnte man nicht ahnen, was alles im österreichischen Fußball möglich sein kann?

Pangl: So ist es. Ich bin immer selbstkritisch, da gibt es auch nichts zu beschönigen. Die Bundesliga besteht seit 34 Jahren, aber solche Dinge hat es so massiv noch nie gegeben, da fehlte die Erfahrung. Wir müssen klüger werden. Man darf keine Lizenzen verkaufen, der Fall Pasching geht gerade noch. Aber es soll sicher nicht in einem Lizenzschacher enden. Die Vereine entscheiden selbst, ich muss das Wort Eigenverantwortung einbringen. Die 20 handelnden Präsidenten müssen sie übernehmen. Sie war nicht immer gegeben. Ich will keine Schmutzwäsche waschen, aber es wurde verantwortungslos gehandelt. Meistertitel sind auf Kredit erkauft worden.

Standard: Könnten die Vorfälle heilsam gewesen sein?

Pangl: Ja, das trifft den Punkt. Die Präsidenten werden immer bodenständiger, seriöser und vernünftiger. Ich will den Kartnig nicht schlecht machen, aber der Hans Rinner von Sturm steht mit beiden Beinen im Leben. Da gibt es keine Drahtseilakte. Wir wollen mit allen Baustellen, die wir planiert haben, abschließen. Ich hoffe, jetzt ist für die nächsten 30 Jahre Ruhe. Man muss sich auf Fußball und auf die EURO konzentrieren.

Standard: Sind für ein Land wie Österreich zwei Profiligen überhaupt leistbar?

Pangl: Darüber müsste man Seminare abhalten und dicke Bücher schreiben.

Standard: Es gibt eine Zweiklassengesellschaft, Red Bull Salzburg schwimmt im Geld, die Austria schwamm. Bereits Rapid hat strenge Auflagen erhalten. Das Engagement von Mäzenen wie Mateschitz oder Stronach hat das Niveau nicht gehoben, im Gegenteil. Wieso?

Pangl: Die Mäzene tun ihr Bestes, sie haben einen ehrlichen Zugang. Dass das Niveau nicht zu heben war, mussten sie leider merken. Jetzt hat jeder das Ziel, Salzburg zu schlagen.

Standard: Aber es ist doch eine eher unbefriedigende Situation, wenn der Meister schon vor der ersten Runde feststeht?

Pangl: Er steht nicht fest, Salzburg hat kein Abonnement. Die Dichte wird besser sein, das Niveau höher. Trotzdem werden wir nicht um den EM-Titel mitspielen.

Standard: Der TV-Vertrag mit dem ORF ist zumindest diskussionswürdig. Fünf Partien werden auf drei Tage aufgeteilt, es wird der Fall eintreten, dass man für Freitag kein Spiel zusammenbringt, weil die Klubs im Europacup engagiert sind. Am Sonntag wird, sollte ein Formel-1-GP angesetzt sein, später angepfiffen. Hat man sich auf Kosten der Fans schlecht verkauft? Oder ist man abhängig gewesen?

Pangl: Ja, man ist abhängig. Wir wollten einen absolut professionellen Zugang. Es gibt nichts Schöneres für den Fan als geregelte Beginnzeiten. Wie in Deutschland. Wir befragten Focus-Gruppen von mäßig Interessierten bis hin zu Hardcore-Fans, die meinten, dass es durchaus flexibel sein kann. Trotzdem müssen wir Schienen beibehalten, man kennt sich nicht aus. Es ist abzuklären, welche Möglichkeiten ich habe. Und der Partner hat halt Wünsche, und ich muss mich einigen. Das ist keine Idealsituation. Es kann auch sein, dass am Sonntag vier Partien stattfinden. Und keine am Freitag, nur eine am Samstag. Trotzdem bin ich froh, dass wir wieder im ORF gezeigt werden. Er vermittelt Breite, das weckt Emotionen, Fußball wird wieder Thema an den Stammtischen. Natürlich auch durch die EURO. Da kommt ein Boom auf uns zu.

Standard: Durch die Rückkehr des LASK und auch dank Austria Kärnten, die immerhin ein tolles Stadion haben, ist ein neuer Zuschauerrekord zu erwarten. Das Niveau sinkt seit Jahren, die Leute kommen trotzdem. Der Fußball hat sich vom Erfolg emanzipiert, das muss Sie als Liga-Vorstand doch freuen.

Pangl: Wieso sinkt das Niveau, wie kommen Sie darauf?

Standard: Österreich verliert Plätze im Europacup, das kann man alles in den Wertungen der UEFA und FIFA nachlesen.

Pangl: Okay, da bin ich bei ihnen. Aber man muss es positiv sehen. Das Produkt Fußball ist unabhängig, es ist lebendig und entwickelt sich. Als Rapid im Europacupfinale war, hatten sie einen Schnitt von 4000 Zuschauern, jetzt sind es 15.000. Das Marketing funktioniert. Oder wenn zwei kleine Vereine wie Ried und Mattersburg mit beschränkten Mitteln Zweiter und Dritter werden, wird das honoriert. Weil es ehrlicher Fußball ist.

Standard: Fußball wird immer häufiger über den Begriff Sicherheit definiert. Haben Sie Angst vor Ausschreitungen? Ist die Liga darauf vorbereitet?

Pangl: Die Kooperation mit dem Innenministerium und der Polizei wird gelebt. Natürlich gibt es Randgruppen, aber es wird im Rahmen sein. Ich habe keine Angst vor Gewalt, wir sind gewappnet.

Standard: Was muss geschehen, damit Sie am 26. April '08 sagen, die Saison war schön?

Pangl: Sie soll bis zum Schluss spannend sein, nach oben und nach unten hin. Volle Stadien. Und dass unser Nachwuchs von den Vereinen Rückendeckung bekommt. Wenn ich sehe, wie das U-20-Team bei der WM in Kanada auftrifft, weine ich vor Freude. Die Buben sind gut. Was ich nicht haben will, sind Verhaftungen und Insolvenzen. (Mit Georg Pangl sprach Christian Hackl - DER STANDARD PRINTAUSGABE 9.7. 2007)