Benjamin Raich

Standard: Spielen Sie Fußball?

Raich: Jetzt nicht mehr. Aber als Schüler hab ich viel gespielt, wir haben ja einen schönen Fußballplatz daheim.

Standard: Sind Sie vielleicht gar auf dem Weg zum Fußball-Profi gewesen?

Raich: Ich war nicht schlecht. Aber es war bald klar, dass ich Skifahrer werde. Ich bin in den Bergen aufgewachsen. Skifahren war von klein auf meine Leidenschaft.

Standard: Auf welcher Position spielten Sie als Fußballer?

Raich: Stürmer.

Standard: Dann hätten Sie durchaus dem Fußballteam ja helfen können.

Raich: Schwer zu sagen, ob das Talent dafür gereicht hätte.

Standard: Und weshalb kicken Sie jetzt gar nicht mehr? Ist das zu gefährlich?

Raich: Möglichkeiten hätte ich genug. Ich werde auch immer wieder zu Benefizspielen eingeladen, doch das Risiko ist mir zu hoch. Ich bin sehr ehrgeizig, und wäre das auch in einem Freundschaftsspiel. Wenn man aber nicht regelmäßig spielt und dafür trainiert, ist die Verletzungsgefahr leider doch viel zu groß.

Standard: Oft heiß es, Skifahrer trainieren mehr als die Fußballer. Stimmt das?

Raich: Das kann ich nicht beurteilen. Beim Skifahren ist es so, dass es wichtig ist, dass jeder für sich das Beste herausholt, um erfolgreich zu sein. Dass man zum Beispiel in Privattrainer investiert, überall nach Informationen sucht, selbst Initiativen ergreift, sich individuell entwickelt. Das gilt aber doch wohl für jeden Sport.

Standard: Konditionstrainer Roger Spry lässt die Teamfußballer tanzen. Tanzen Skifahrer auch?

Raich: Das ist im Prinzip eine alte Geschichte. Wir machen das schon lange, das ist eine von vielen Koordinationsübungen. Der Körper muss immer auf eine neue Art gefordert werden, um bessere Leistungen bringen zu können. Es genügt nicht, immer das Gleiche zu tun. Da gibt es viele Dinge, die für Außenstehende vielleicht blöd ausschauen, aber sinnvoll sind.

Standard: Gehen Sie ab und zu auf den Fußballplatz, vielleicht ins Tivoli-Stadion, obwohl Wacker derzeit arm ist?

Raich: Sehr arm. Aber hin und wieder gehe ich ins Stadion.

Standard: Kennen Sie österreichische Fußballer persönlich?

Raich: Sicher, den Herzog, die Tiroler Westerthaler und Streiter. Und gegen den Theo Grüner habe ich als Schüler sogar oft gespielt, er kickte für Imst, ich für Arzl.

Standard: Sind Sie schon gespannt auf die EURO im kommenden Jahr?

Raich: Ich freue mich. Es interessiert mich sehr.

Standard: Wird noch was aus dem Nationalteam bis dahin?

Raich: Was soll ich sagen? Die müssen jetzt alle einmal Gas geben. So schlecht, wie wir uns in den letzten Spielen präsentiert haben, sind wir auch wieder nicht. Das beste Konzept und die beste Taktik werden aber nicht nützen, wenn nicht ordentlich gekämpft wird. Kämpfen, das ist das Wichtigste.

Standard: Ihr Tipp für die EURO?

Raich: Ich denke, dass Österreich die Vorrunde übersteht. Dann kann eine Dynamik entstehen, dann ist vieles möglich. Den Deutschen hat auch keiner etwas zugetraut vor ihrer Heim-WM. Manche haben sich den Mund zerrissen über die Methoden von Klinsmann. Und dann hätten sie das Turnier sogar gewinnen können. (DER STANDARD Printausausgabe 29.09.2007)