Köln - Weitere Zukäufe im Ausland sollen bei der Deutschen Telekom Umsatzeinbußen im Inland ausgleichen. Vorstandschef René Obermann wollte am Donnerstag bei der Hauptversammlung der Aktiengesellschaft in Köln zwar nicht preisgeben, auf welche Firmen und Länder die Telekom ein Auge geworfen hat, sagte aber: "Wenn sich die richtige Gelegenheit zum geeigneten Zeitpunkt bietet, dann werden wir sie auch zukünftig beim Schopfe packen."

In der Vergangenheit war die DT auch als Käufer der Telekom Austria genannt worden. Verhandlungen liefen, wurden aber dann überraschend von der damaligen ÖVP/BZÖ-Regierung abgebrochen. Die Telekom Austria wiederum war laut Medienberichten an der griechischen OTE interessiert, bei der nun die Deutschen eingestiegen sind. "Nach den Konsolidierungen in Österreich, den Niederlanden und den USA gehen wir nun den Schritt in Nachbarländer, in denen wir bisher nicht vertreten waren", sagte Obermann. Die DT ist hierzulande mit T-Mobile, T-Online und T-System vertreten.

Als ein möglicher Partner der Telekom ist inzwischen wieder die France Télécom in den Fokus gerückt. Presseberichten zufolge soll sich der deutsche Bund, mit 32 Prozent direkt und indirekt größter Anteilseigner des Bonner Unternehmens, für einen solchen Zusammenschluss stark machen. Beide Konzerne waren bereits in den 90er Jahren über die Allianz Global One enger verbunden, bevor die Partnerschaft 1999 durch die Fusionspläne der Telekom mit Telecom Italia zerbrach.

Obermann zeichnete vor rund 6.500 Aktionären ein insgesamt positives Bild der Fortschritte bei Kostensenkung und Servicequalität, die der Konzern im abgelaufenen Geschäftsjahr erzielt habe. Er sei wieder Marktführer bei DSL-Neuanschlüssen und habe die Marktführerschaft beim Mobilfunk in Deutschland ausgebaut. Vertreter von Aktionärsorganisationen bescheinigten dem Telekom-Management insgesamt gute Arbeit in einem schwierigen Marktumfeld.

Deutliche Kritik übte Obermann an der Regulierungspolitik. Immer weitere erzwungene Kostensenkungen bei Vorprodukten - beispielsweise der Überlassung von Leitungen oder DSL-Breitbandzugängen - brächten die Gefahr mit sich, dass künftig Mittel für den notwendigen Ausbau der für den Wirtschaftsstandort Deutschland unerlässlichen Breitbandinfrastruktur fehlten. Auch wegen der Regulierung müsse die Telekom künftig noch unabhängiger vom deutschen Markt werden, betonte der Obermann. 2007 habe der Konzern erstmals mehr als 50 Prozent seines Umsatzes außerhalb Deutschlands erwirtschaftet. In wenigen Jahren könne der Auslandsanteil zwei Drittel oder mehr ausmachen.

OTE-Übernahme

In diese Strategie füge sich die Übernahme der Unternehmensführung bei der griechischen Telefongesellschaft OTE ein, die am Mittwoch mit der griechischen Regierung vereinbart wurde. OTE sei nicht nur Marktführer in Griechenland, sondern habe weitere Tochtergesellschaften in Rumänien, Bulgarien, Mazedonien, Albanien und halte eine 20-Prozent-Beteiligung am Festnetz- und Mobilfunkmarktführer in Serbien, sagte Obermann. Damit kämen 15 Millionen Mobilfunkkunden und neun Millionen Festnetzkunden neu in die Telekomgruppe; das Potenzial liege bei rund 56 Millionen Menschen in der Region. In dieser Gegend ist auch die Mobilkom Austria, Tochter der Telekom Austria stark vertreten.

Obermann setzt in seiner Zukunftsstrategie auch auf technische Neuerungen. Die Telekom wolle eine führende Rolle spielen bei der sich abzeichnenden Digitalisierung des Alltagslebens, die der Vorstandsvorsitzende unter den Begriff "Vernetztes Leben und Arbeiten" zusammenfasste. Die Telekom wolle sich vom reinen Zugangsanbieter ins schnelle Internet in Festnetz und Mobilfunk zu einem Anbieter personalisierbarer Dienste entwickeln. Dazu gehörten hochauflösenden Fernsehen ebenso wie sogenannte Community-Angebote, intelligentes Management von Inhalten, die für den Nutzer von überall her erreichbar sind, sowie die Bereitstellung auf Anforderung zeitweise nutzbarer Software im Netz als attraktives Geschäftsmodell.

"Wir werden hart arbeiten, um die Kapitalmärkte vom Potenzial unseres Unternehmens zu überzeugen", sagte Obermann. In den vergangenen Monaten habe sich die T-Aktie dem allgemeinen Abwärtstrend an den Börsen nicht widersetzen können. (APA/AP/dpa/Reuters)