Als erster Zeuge wurde der Vater von Kampusch, Ludwig Koch befragt, der gleich zu Beginn betonte, es käme ihm "komisch" vor, dass Sirny beim Auftauchen ihrer gemeinsamen Tochter dezidiert ausschloss, den Entführer Wolfgang Priklopil jemals vorher gesehen zu haben: "Wenn sie mich fragen, ob ich ihn kenne. Ich weiß es nicht. Aber das Gesicht kommt mir bekannt vor, es ist möglich, dass ich ihm schon einmal begegnet bin."
Zudem wundere sich Koch, dass Sirny eine Abgängigkeitsanzeige gemacht habe, bevor sie bei ihm nachgefragt habe: "In den letzten Jahren lässt mich das nicht in Ruhe". Er wolle nicht auf Sirny "losgehen", aber "ich möchte Klarheit".
Natascha Kampusch selbst sagte unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus. Richter Jürgen Schweiger gab danach eine Stellungnahme für Kampusch ab, die alle Vorwürfe gegen ihre Mutter zurückwies.
Für Aufsehen im Gerichtssaal, in dem auch der Vorsitzende der Evaluierungskommission, Ludwig Adamovich und der Profiler Thomas Müller saßen, sorgte die Nachbarin und ehemalige Angestellte von Sirny, Anneliese Glaser. Sie sagte aus, dass sich Kampusch am Abend vor der Entführung bei ihr aufgehalten habe. Koch habe das Kind von einem Wochenende in Ungarn zurück gebracht, Sirny sei aber nicht da gewesen.
Als Sirny nachts kam, habe es "Riesenkrach" zwischen Mutter und Tochter gegeben, weil das Kind nicht allein in der Wohnung gewartet habe. Glaser behauptete nicht nur, Sirny und Priklopil gemeinsam vor der Entführung gesehen zu haben, sondern auch, sie habe der Polizei nach der Entführung gesagt: "Entweder ist in der Nacht was passiert, oder Frau Sirny hat Natascha verkauft."
Auch der Ex-Chef der Mordkommission, Ernst Geiger und der Kinderarzt Max Friedrich wurden einvernommen. Anders als der ehemalige Chef des Wiener Sicherheitsbüros, Max Edelbacher, wurde Geiger von seiner Verschwiegenheitspflicht entbunden. Friedrich und Geiger bestätigten, dass ein Gutachten Friedrichs seinerzeit für die Beamten Anlass war, nicht weiter gegen Sirny zu ermitteln.