Wien – Nein, wehmütig sei er nicht, sagt Winfried Ransmayr. Der Rückzug falle ihm überraschend leicht. "Wir haben Hali Büromöbel nie als unser Eigentum gesehen. Wir wollten den Betrieb vernünftig führen, er war ein Mittel, um den Lebensunterhalt zu bestreiten." Ransmayr hat Hali mehr als 30 Jahre lang gelenkt. Jetzt wird Österreichs zweitgrößter Büromöbelproduzent verkauft. Seine Familie ziehe sich aus der Firma zurück, er werde für Hali mittelfristig nur noch beratend tätig sein, erzählt er im Gespräch mit dem Standard. "Es fehlten uns die Nachfolger." Seine vier Kinder hätten andere Interessen. Der neue Eigentümer soll Tassilo Gruber werden, heißt es in der Möbelbranche. Dieser war sieben Jahr lang Vorstand des Brillenspezialisten Silhouette und Aufsichtsrat der Sport Eybl. Im April hat er mit Manfred Mayrhuber die Office Equipment Beteiligungs-GmbH gegründet. Firmensitz ist in Linz.

Neue Eigentümer

Ransmayr will die neuen Eigentümer in den kommenden Wochen offiziell bekannt geben. Die Marke Hali bleibe auf jeden Fall bestehen. An der Produktion in Eferding werde nicht gerüttelt, sagt er. Hali beschäftigt dort 365 Mitarbeiter. Der Betrieb hat harte Jahre hinter sich. Der flaue Absatz, Überkapazitäten und Preisverfall setzten der einst erfolgsverwöhnten Büromöbelbranche schwer zu. Auch Hali rutschte in die Verlustzone und musste Mitarbeiter abbauen. Mittlerweile sei das Unternehmen saniert und der Markt im Aufwind, meint Ransmayr. Dank eines Sparkurses und des verstärkten Exports gebe es seit 2007 wieder Gewinne. Der Umsatz stieg im April abgelaufenen Geschäftsjahr von 52 auf gut 58 Mio. Euro. Hali sei vor allem in Russland und England gewachsen. Die neue Hürde seien teure Energie und Logistik. Bei den Holzplatten hätten sich die Preise nach den jüngsten Windwürfen beruhigt.

Familien ziehen sich zurück

Mit dem Verkauf von Hali gehören familiengeführte Büromöbelerzeuger in Österreich zunehmend der Vergangenheit an. Neudörfler etwa gehört seit fünf Jahren Investoren rund um den Sanierer Erhard Grossnigg. Nach jahrelangen Verlusten hat sich der Betrieb etwas erholt. Grossnigg sucht dem Vernehmen nach bereits seit Jahren einen Käufer – nach wie vor ohne Erfolg.

Bene schaffte 2004/05 die Rückkehr in die Gewinnzone. Im selben Jahr stiegen Investoren der UIAG ein, seit 2006 notiert der Marktriese an der Wiener Börse. Noch in Familienhand sind Blaha, Wiesner-Hager, Svoboda. Die Zeiten hätten sich geändert, sagt Ransmayr – das nicht unbedingt zum schlechteren: "Heute sind in der Branche kluge, emotionsfreie Manager am Werk." Bene hat die neue Ära gut getan. Der Büromöbel-Riese ist mit 1430 Mitarbeitern in Europa die Nummer sechs. 2007/08 zog der Umsatz um 27 Prozent auf 252,5 Mio. Euro an, es ist das stärkste Wachstum der Firmengeschichte. Das Ebit erhöhte sich um 16 Prozent auf 15,2 Mio. Euro. Der Hauptversammlung wird im Juni eine Dividende von 0,22 Euro je Aktie vorgeschlagen. Bene platzt aus allen Nähten und baut das Werk in Waidhofen um 30 Mio. Euro aus, das bringt 200 zusätzliche Arbeitsplätze. Von Produktionsstandorten außerhalb Österreichs hält Vorstandschef Frank Wiegmann nichts. Bene habe in Polen entsprechende Erfahrungen gesammelt. "Es rechnet sich nicht. Wir können in Niederösterreich genauso kostengünstig fertigen." (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.5.2008)