Am eiligsten hat es die CSU, was sich auch mit einem Blick in den Kalender erklärt. Im Herbst 2008 stehen in Bayern Landtagswahlen an, ein Jahr später ist Bundestagswahl. Davor möchte CSU-Chef Erwin Huber etwas bieten: Fünf Milliarden Euro Entlastung schlägt er für 2009 vor. 2012 soll die Steuerreform dann Erleichterungen von 28 Milliarden Euro bringen.

Dafür soll der Eingangssteuersatz von 15 auf zwölf Prozent sinken. Den Spitzensteuersatz von 42 Prozent will die CSU unverändert lassen, allerdings soll dieser erst ab einem Einkommen von 60.000 Euro statt derzeit 52.000 Euro greifen. Außerdem geplant: Ein einheitlicher Steuer-Grundfreibetrag von 8000 Euro pro Person. Derzeit gibt es für Erwachsene 7664 Euro, für Kinder 5808 Euro. Auch mit im Programm: Die von der CSU seit Monaten vehement geforderte Wiedereinführung der Pendlerpauschale ab dem ersten Kilometer Fahrt zur Arbeit. Derzeit können nur Fahrten ab 20 Kilometer steuerlich geltend gemacht werden.

"Steuerpolitisches Wunschkonzert"

An eine Gegenfinanzierung denkt die CSU nicht, sie verweist auf steigende Steuereinnahmen des Staates und muss sich dafür prompt von der SPD ein "steuerpolitisches Wunschkonzert" vorwerfen lassen. Auch Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel hat schon abgewinkt - sie pocht auf Haushaltskonsolidierung.

Doch so ganz kalt lässt der Steuersenkungs-Eifer der CSU die anderen Parteien nicht. SPD-Chef Kurt Beck hat eher überraschend nun für Ende Mai ein eigenes Konzept für Steuersenkungen angekündigt. Anders als die CSU will die SPD jedoch Geringverdiener auf Kosten von Besserverdienern entlasten. So schlägt der schleswig-holsteinische SPD-Chef Ralf Stegner vor, den Eingangssteuersatz zu senken, dafür aber Erben von Großvermögen stärker zur Kasse zu bitten. Auch die Reichensteuer möchte er anheben. Sie liegt derzeit bei 45 Prozent und muss von jenen gezahlt werden, die mehr als 250.000 Euro im Jahr verdienen.

Ruf nach Erleichterung

Doch auch in der CDU wird der Ruf nach Erleichterungen immer lauter. In einem Brief an Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) fordern zahlreiche Abgeordnete die Steuerschraube zu lockern, da immer größere Teile der Mittelschicht "in eine armutsgefährdete Sicht" hinabgezogen würden. Dies bestätigt auch das Statistische Bundesamt: 2000 zählte es noch 62,3 Prozent der Deutschen zur Mittelschicht. Jetzt sind es nur noch 54,1 Prozent. (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 16.5.2008)