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Foto: Reuters/Haynes
Immer ein breites Lächeln auf den Lippen, stets fein gescheitelt, glatt, smart und locker - das ist John Edwards. Und genauso trat er am Mittwochabend vor die TV-Kameras, um seine Unterstützungserklärung für Barack Obama abzugeben: Der, sagte Edwards, stehe für ein geeintes Amerika und nicht für ein gespaltenes. Auch die Mühseligen und Beladenen sollten doch in diesem einen Amerika aufgehoben sein.

Damit knüpft der 54-Jährige rhetorisch quasi nahtlos an seine Wahlkampagne an, die er Ende Jänner abgebrochen hat, weil er zwischen Hillary Clinton und Barack Obama keinerlei Chance auf die Nominierung der Demokraten mehr sah. Mit Verve, einem guten Schuss Populismus und manchmal übertriebener Anbiederung hatte er - der Gewinnertyp, der Spitzenanwalt, der Millionär - sich zuvor für die Verlierer der amerikanischen Gesellschaft starkgemacht. Angekommen ist er damit gut, bei der ersten Vorwahl in Iowa lag er hinter Obama und vor Clinton. Weiter allerdings trug seine sozialpolitisch inspirierte Kampagne nicht. Und weiter sollte sie vielleicht auch nicht tragen.

Edwards, der sich in Jeans und offenem Hemd als bodenständiger Buddy der kleinen Leute inszeniert, könnte auch der perfekte politische Kumpel als Vizepräsident für Obama sein. Die Spekulationen über dieses "dream ticket" schießen ins Kraut, auch weil Edwards schon 2004 bei John Kerry als Vize gesetzt war. Und in der Tat ergänzen sich die beiden so gut wie kaum ein anderes amerikanisches Politikerpaar: Hier der perfekte Schwarze, dort der perfekte Weiße. Hier der feinsinnige Intellektuelle, dort der zornige Volkstribun. Hier der ein wenig hüftsteife Nordstaatler, dort der lockere Südstaatler. Hier der beinahe Entrückte, dort einer mit "real people"-Faktor.

Demgemäß lässt Edwards die Menschen auch an seinem Familienleben teilnehmen. Er habe Demut gelernt, als sein 16-jähriger Sohn Wade 1996 bei einem Autounfall ums Leben kam, sagte er. Anfang 2007 erkrankte seine Frau Elizabeth, mit der er vier Kinder hat, an Brustkrebs. Die Familie sprach sehr offen darüber. Sie seien echte Menschen mit echten Problemen, sagen viele Amerikaner nicht erst seit damals über die Edwards.

Auch ein angeblicher 400-Dollar-Haarschnitt, den Edwards aus Wahlkampf-Spendengeldern bezahlt haben soll, konnte sein Image nicht wesentlich beschädigen. Genauso wenig Gerüchte um seine angebliche Verwicklung in dubiose Finanzgeschäfte. Dafür ist der frühere Senator einfach zu glatt, zu smart und zu locker. (Christoph Prantner/DER STANDARD, Printausgabe, 16.5.2008)