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"Die Post bringt allen was", lautet ein Post-Slogan. Der gilt aber nicht mehr für Pakete, denn der deutsche Anbieter Hermes buhlt um Kunden. Die Konsequenz: Die Post baut Paket-Zusteller ab, 207 mussten bereits gehen.

Foto: APA/Robert Jäger
Wien – Die Österreichische Post AG hat im ersten Quartal ihren Umsatz zwar um sechs Prozent auf 609,9 Mio. Euro gesteigert, aber ein geringeres Betriebsergebnis (49,9 Mio. Euro, ein Minus von 9,5 Prozent) erzielt. Seit Jahresbeginn haben 207 Vollzeitkräfte das Unternehmen verlassen müssen. Insgesamt müssen 360 Paket-Postler gehen. Ihre Jobs fallen durch die Reduktion der Paketzustellbasen von 21 auf 14 weg. Der Schnitt war durch den Verlust von mehreren Großkunden im Versandhandel (Quelle und Otto) notwendig geworden.

Hermes gräbt Geschäft ab

Durch den deutschen Paketlogistiker Hermes gingen dem Unternehmen laut Post-Chef Anton Wais 2,7 Millionen Pakete bzw. ein Umsatz von neun Millionen Euro verloren. Die Post will der Konkurrenz unter anderem durch die Express-Paket-Zustellung begegnen, die am 1. September startet. Für das Gesamtjahr bestätigte der teilstaatliche Konzern den bereits zu Jahresende 2007 prognostizierten Ausblick einer stabilen bis leicht steigenden Umsatzentwicklung von bis zu drei Prozent. Wachstumspotenzial sieht Wais im Bereich Business Services, wo man vermehrt die gesamten Poststellen von Konzernen und der öffentlichen Verwaltung bis hin zu Regierungsstellen übernehmen will. Derzeit würden Gespräche mit den Ländern Burgenland und Kärnten sowie mit der Stadt Linz geführt. Weiters will der Post-Boss das Thermologistik-Geschäft (speziell temperierte Transporte) in Deutschland verstärkt auf den österreichischen Markt ausrollen. Nach wie vor ist der monopolgeschützte Briefbereich der große Umsatzbringer der Post. 61 Prozent des Umsatzes entfielen im ersten Quartal auf diesen Sektor. Paket und Logistik machte 31 Prozent aus, das Filialnetz acht Prozent.

In Sachen ÖIAG-Arbeitsagentur

Bedeckt gibt sich die Post zu den Plänen der ÖIAG, unkündbare Mitarbeiter von Post und Telekom Austria in eine ÖIAG-Arbeitsagentur auszulagern. Post-Chef Wais erklärte, dass er die Bemühungen der staatlichen Beteiligungsholding ÖIAG begrüße, die kolportierte Zahl von 3000 Postlern für die Arbeitsagentur stimme aber nicht. Wais: "Wir sind nicht die Treiber, sondern fahren hier im Windschatten der Telekom mit." Wie berichtet, macht sich Telekom-Chef Boris Nemsic für die Auslagerung beamteter Mitarbeiter stark. Die SPÖ lehnt das Modell ab, die ÖVP zeigt sich wohlwollend. Zu weiteren von Finanzminister Wilhelm Molterer (VP) angedachten Privatisierungsschritten meinte Wais: "Ich sehe vermehrt Signale in diese Richtung." Bis zu einer Entscheidung der Politik bleibe der Plan aufrecht, in den nächsten drei Jahren jährlich 400 Postler abzubauen. 600 Mitarbeiter sind im Post-eigenen "Karriere- und Entwicklungs-Center" zwischengeparkt. (APA, red/DER STANDARD; Print-Ausgabe, 17./18.5.2008)