Weiter oben dann, mit dem grasigen Gipfel des Kobla in Sicht, fällt mir eine Passage ein, die als Zitat für die Bewerbung meines Romans "Ein Paar" gedient hatte. Darin geht es um die Erinnerungen einer Frau an eine Zeit, in der sie manchmal selbst unter der Woche frühmorgens einfach zum Klettern in die Berge fahren hatte können, und mittag im warmen Gipfelgras gelegen war, so als gebe es für sie keinen Alltag. - Eigentlich hätte der Frau jedoch nur dann warm sein können, weiß ich nun im stärker werdenden Wind, wenn sie trockenes Wechselgewand mit gehabt hatte. Ein Glück, dass es beim Erzählen um die Erfahrung geht, die man anhand bestimmter Eindrücke, Erlebnisse oder Erinnerungen hat. Und nicht darum, welches Gewand man dabei an hat. In Bezug auf meine Reise bin ich aber eher noch bei Kleidungsfragen.
Vor allem aber verlaufe ich mich immer wieder. Diesmal ist wenigstens die Entschuldigung eine gute, denn auf der Nordseite der Bergkette ist fast bis 1200 Meter hinunter noch Schnee. Kaum Wegmarkierungen sind sichtbar, schon gar nicht die Wege selbst. Ein hinter mir auf den Gipfel gekommenes Pärchen drehte gleich wieder um, während mich eine der slowenischen Kontaktpersonen in Sachen Schneelage sogar noch auf den gut 200 Meter höheren Crna Prst schicken wollte. Zum Glück sieht man aber vom Kobla genau in dessen steile Nordostflanke, durch die der Weg ginge - und sieht nichts als Schnee.
Zwei Stunden später bin ich endlich wieder auf Laubböden. Und nachdem ich mir am Gipfel vor lauter Kälte und Schnee keine gegönnt hatte, ist jetzt Zeit für eine Rast. Ein vom Hüttenwirt zurecht gemachter Sandwich, Nüsse und heißer Tee. Ich rufe Mails ab und öffne auch gleich die vermutlich schon im Netz befindlichen ersten Etappen meines "Alpenblogs". Die ersten Postings gefallen mir sehr.
Soldatenfriedhof