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Nicht alle ApothekerInnen begrüßen die Entscheidung, künftig über die Medikamente für ihre KundInnen zu bestimmen.

Foto: APA/BOROVICZENY
"Eine eigenartige Diskussion", so bezeichnet ein Apotheker die aktuelle Debatte um die Aut-Idem-Regelung. Bei der Gesundheitsreform zuerst bei den Arzneimitteln einzusparen, hält Wolfgang Fischill, Miteigentümer der Germania-Apotheke in Wien-Rudolfsheim, für verkehrt: "Da sind wir weit weg von der Sanierung der Kassen", betont er. Er schließt sich der Meinung der Pharma-Industrie an: 35 Millionen seien durch die Regelung sicher nicht einzusparen.

Er meint, die Regierung spare hier am falschen Ende. Denn die Arzneimittel würden nur einen geringen Teil der Kassenausgaben ausmachen. Ginge es nach Fischill, müsste bei den Spitälern zu sparen begonnen werden. Das Problem sei, dass dies natürlich nicht so einfach wäre, dafür aber auch mehr Wirkung bringen würde, als Sparmaßnahmen in den Apotheken.

Generell sei man in der Apotheke momentan noch ratlos, der Reformentwurf sei noch zu ungenau. "So wie es aussieht, müssen wir uns an einen Referenzpreis halten, der natürlich der billigste ist", sagt Fischill.

Apothekerkammer glaubt an Sparpotenzial

Das kann natürlich auch wirtschaftliche Folgen für die Apotheken haben, bestätigt Max Wellan, Mitglied des Präsidiums der Apothekerkammer. Der Preiswettbewerb, der durch die Regelung in der Pharmaindustrie entsteht, sei dennoch ein positiver, denn: "Er kommt dem Gesundheitssystem zugute", argumentiert Wellan. In anderen Ländern funktioniere die Regelung und auch die Umstellung der Pharmaindustrie sehr gut: "International gesehen hat sich die Aufregung schon ein paar Tage nach der Einführung gelegt. Es braucht nur ein paar Wochen, bis sich das eingespielt hat."

Zudem sei die Aut-idem-Regelung nichts Neues für die Apotheker, schon jetzt bestimmen ApothekerInnen in Einzelfällen über die Arzneimittel der PatientInnen. Auch am Sparpotenzial hält der Apothekervetreter fest. Er bestätigt, dass nur ein Zehntel der Wirkstoffe aut-idem-fähig ist, allerdings würde gerade dieser Anteil die meist verschriebenen Medikamente ausmachen. "Einsparungen von 35 Millionen halte ich durchaus realistisch. Aus internationalen Erfahrungen weiß ich, dass sogar noch mehr möglich ist", so Wellan.

Zweifel an Wirkung von Generika

Die Preisunterschiede zwischen Original und Generika ist laut Apotheker Fischill allerdings gering. Eine Apothekerin aus Linz, die nicht namentlich genannt werden möchte, bestätigt: "Dabei geht es nur um einzelne Cent". Ihrer Meinung nach wird in der aktuellen Diskussion ein wichtiger Aspekt vergessen: das Pro und Kontra von Generika. Deren Wirksamkeit werde im Gegensatz zum Original nicht in Langzeitstudien erforscht.

Bei Arzneien gegen Bluthochdruck habe sich schon gezeigt, dass die Generika eine geringere Wirkung als das Originalprodukt haben. Die Aut-idem-Regelung hält sie zwar für die bessere Lösung für PatientInnen, Ärzte und ApothekerInnen, dennoch ist sie skeptisch, das billigste Produkt verschreiben zu müssen: "Der Patient hat ein Recht auf das Originalprodukt!" (lis/derStandard.at, 16. Mai 2008)