Linz - Der Kunststofferzeuger Borealis baut Linz mit einer Investition von 50 Mio. Euro zu seinem Forschungs-Headquarter aus. Rund 100 Wissenschafter aus 22 Nationen sollen hier ab 2009 Rohstoffe für die Industrie entwickeln. Details präsentierte die Konzernleitung in einer Pressekonferenz mit Landeshauptmann Josef Pühringer (V) und Bürgermeister Franz Dobusch (S) anlässlich des Spatenstichs am Freitag im Linzer Chemiepark.

Neben 30 Mio. Euro, die in das Bürogebäude für Forscher fließen, will Borealis in den kommenden zwei bis drei Jahren noch weitere 20 Mio. in Labors und Versuchsanlagen investieren. "Die Moleküle werden hier designt", erklärte der stellvertretende OMV-Generaldirektor und Borealis-Aufsichtsratschef, Gerhard Roiss. Heute werde in Linz entwickelt, was in fünf bis zehn Jahren in Produktion gehe. Aus unscheinbaren Polypropylen-Körnern - dem "größten Massenkunststoff der Welt" - werden dann unter anderem Rohre, Autoteile, Verpackungen oder Infusionsbeutel hergestellt.

Borealis habe drei Forschungsstandorte, erklärte CEO Mark Garrett. In Finnland, wo man derzeit neun Mio. Euro investiere, liege der Schwerpunkt auf Anlagen- und Prozesstechnik, in Schweden auf Strom- und Stranggusskabeln sowie Rohren. In Linz, dem "Global Headquarter" für Innovation, beschäftige man sich mit Polymer-Grundlagenforschung sowie der Entwicklung von Folien, Fasern etc. In Planung sei ein weiteres Forschungszentrum in Abu Dhabi.

"Ordentlicher Batzen Geld"

Oberösterreich habe binnen Monaten ein Chemie- und ein Kunststoffstudium etabliert, "das war woanders nicht möglich", begründete Roiss die Standortentscheidung. Das Land werde dafür zwar "einen ordentlichen Batzen Geld" - neun Mio. Euro bis 2014 - hinblättern müssen, sagte Pühringer. Dennoch sei er überzeugt, dass die Investition nachhaltig deutlich mehr bringen werde, als eingesetzt wurde. "Die Kunststoffindustrie ist eine Wachstumsbranche. Wenn wir dort investieren, investieren wir in Arbeitsplätze", betonte der Landeshauptmann.

Dobusch bezeichnete das Borealis-Forschungszentrum als "Zugnummer" für Linz. Die Stadt könne Wirtschaft nicht direkt fördern, wohl aber über "weiche Faktoren": Ausländische Wissenschafter, die meist mit ihren Familien nach Linz kommen, müssten englischsprachige Kindergärten, Schulen etc. vorfinden. Hier gebe es bereits ein Angebot, das nötigenfalls auch erweitert werden soll, versprach er. "Ich bin überzeugt, dass die Forscher aus 22 Nationen es nicht bereuen werden, nach Linz gekommen zu sein", ist der Bürgermeister überzeugt. (APA)