Wien - Die Direktbanken machen den Filialbanken immer mehr Konkurrenz. Auch bei den Volksbanken in Österreich sind Gelder zu Direktbanken abgewandert. "Die haben wir 2007 wieder zurückgeholt." Das berichteten am Freitag der Vorstandsvorsitzende des Volksbankenverbands ÖGV, Hans Hofinger, und Vorstand Rainer Borns.

Während Konkurrenten anhaltende Abflüsse zu den Direktbanken vermeldeten, hätten die Volksbanken ein "gesundes" Wachstum, sagte Hofinger bei der heutigen Bilanzpressekonferenz der Gruppe in Wien. Im Branchenschnitt wuchsen die Spareinlagen 2007 laut Notenbankdaten um 4,7 Prozent, bei den lokalen Volksbanken nahmen sie um 6,8 Prozent zu. Die regionalen Volksbanken kommen auf 7 bis 8 Prozent Marktanteil im Land. 2007 wurden 36.000 Neukunden gewonnen. Damit hatten die Volksbanken 726.000 Privatkunden im Land.

Kundenschwund wegen Onlinebanken

Um Kundenabwanderungen an die ohne teures Filialpersonal operierenden Onlinebanken zu stoppen, haben viele Geldinstitute eigene Direktbankschienen aufgezogen. Am schwierigsten dazu sind die Debatten in den dezentralen Sektoren, also bei Sparkassen, Raiffeisen oder Volksbanken. Seit April 2007 läuft bei den Volksbanken im Pilotprojekt vorerst als eigener Rechnungskreis der Volksbank Kufstein die "Livebank". Hofinger will sich anschauen, ob dieser Pilot zu einer Direktbank für den gesamten Volksbanksektor ausgebaut wird. Es gibt aber gemischte Gefühle: Man ist sich der Gefahr bewusst, dass Kunden, einmal bei einer Direktbank, im preisaggressiven Onlinebanken-Karussell hängen bleiben.

550 Filialen haben die 64 Volksbanken in Österreich. In denen arbeiten 4.900 Mitarbeiter, 143 mehr als 2006. Samt der Auslandsniederlassungen sind es in der Grupe 1.054 (863) Filialen und 13.637 (11.448) Mitarbeiter. Die filialstarken Institute sehen sich in ländlichen Regionen als "finanzielle Nahversorger". Das habe man auch der EU-Wettbewerbskommission übermittelt, die vor mehr als einem Jahr eine Attacke gegen die "Dezentralen" ritt. Sparkassen, Raiffeisen und Volksbanken waren von EU-Wettbewerbshüter fehlender Wettbewerb in ihren Regionen und Markteintrittshürden vorgehalten worden. Laut Hofinger habe man das alles widerlegen können. Zur Zeit beenden Volksbanken und Raiffeisen in Österreich gerade eine Studie dazu, die die Genossenschaftsbanken in Europa beleuchtet. Sie wird in etwa zwei Wochen vorgestellt. (APA)

Von Finanzkrise verschont

Von der Subprimekrise seien die Volksbanken nicht betroffen, weil sie Regionalbanken seien und nicht auf risikoreiche Transaktionen zur Gewinnvermehrung angewiesen, so Hofinger heute weiter. Zu den knapp 40 Mio. Euro tatsächlich ergebniswirksamen Wertberichtigungen im Konzern der Volksbank AG, die die Volksbank-Spitze schon vermeldet hatte, sollte nichts mehr dazukommen, so Hofinger.

In der Volksbanken-Primärstufe (also bei den regionalen Banken im Inland) ist die Bilanzsumme 2007 auf 24,5 Mrd. Euro (plus 7,2 Prozent) gestiegen. Die Direktkredite stiegen um 6,2 Prozent auf 15,1 Mrd. Euro. Die Primäreinlagen nahmen um 10,6 Prozent auf 19,1 Mrd. Euro, davon waren 11,6 (10,9) Mrd. Euro Spareinlagen.

Nach vorläufigen Daten wuchs das Betriebsergebnis um 9,5 Prozent auf 271,9 Mio. Euro. Das waren 1,14 (1,11) Prozent der Bilanzsumme. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) wuchs um 10,6 Prozent auf 145,2 Mio. Euro.

Cost-Income-Ration lecht gesunken

Der Kosten-Ertragskoeffizient (Cost-Income-Ratio) ist leicht gesunken und hat sich trotz Kostendrucks damit etwas verbessert: 2007 wurden 64,2 Cent eingesetzt, um einen Euro Ertrag zu erzielen. 2006 waren es 66,1 Cent. In der Gruppe (mit ÖVAG und Ausland) lag die Quote bei 63,2 (64,3) Prozent.

Die Eigenmittel der Primärstufe wuchs um 5,5 Prozent 2,4 Mrd. Euro. Das Kernkapital liegt bei 1,79 Mrd. Euro.

Die gesamte Volksbank-Gruppe (bestehend aus der Primärstufe mit ihren 64 Volksbanken, der Bausparkasse ABV und vor allem dem Spitzeninstitut Volksbank AG samt Investkredit/Kommunalkreditbeteiligung und Auslandstöchtern) beschäftigt europaweit 13.637 Leute - im Inland 7.397, im Ausland 6.240.

Die Bilanzsumme der Gruppe stieg 2007 um 15,2 Prozent auf 94,6 Mrd. Euro. Nach zweistelligen Zuwächsen bei Zins- und Privsionsüberschuss, aber zweistelligem Rückgang des Handelsergebnisses legte das EGT (nach IFRS Jahresüberschuss vor Steuern) um 18,1 Prozent auf 452 Mio. Euro zu.