Mit der Bemerkung, er habe sie nicht beleidigen wollen, versuchte Venezuelas Präsident Hugo Chávez seinen Konflikt mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel zu entschärfen. Und obwohl er sie ideologisch in die Nähe Hitlers gerückt hatte, gab ihm Merkel am Freitag beim Gipfeltreffen von 60 Staaten der EU, Lateinamerikas und der Karibik die Hand. Das Treffen konnte sich seinen eigentlichen Themen wir Armutsbekämpfung und Klimaschutz widmen.
In Abwesenheit von EU-Größen wie Sarkozy, Brown und Berlusconi war Merkel der Star unter den europäischen Teilnehmern. Sie versprach, dass sich die EU weiter in der Armutsbekämpfung engagieren wird. „Europa ist bereit, sich hier einzusetzen“, sagte Merkel nach einem Treffen mit Perus Präsidenten Alan García in Lima.
García, der in den 80er Jahren selbst als radikaler Linker galt, ließ mit der Bemerkung aufhorchen, die Linke würde „nur die Armut verwalten“. Er glaubt nun an „faire Handelsverträge“ und hofft, wie Kolumbiens konservativer Präsident Álvaro Uribe darauf, rasch ein Abkommen mit der EU erreicht werden kann. Evo Morales, Chávez-Freund und Präsident Boliviens, beklagte in Lima, dass ihm die beiden anderen Andenstaaten bei den Verhandlungen davonziehen wollen, dann bezeichnete er aber Freihandelsverträge wieder als „Herrschaftsinstrument“.
In der Schlussdeklaration von Lima steht dazu, dass die Verhandlungen mit den Staaten der Andengemeinschaft „flexibel geführt“ werden sollen. Über die Gespräche mit dem viel wichtigeren Mercosur (mit Argentinien und Brasilien) wird der Wunsch nach einem „erfolgreichen Abschluss“ geäußert, „sobald dies die Umstände erlauben, heißt es in dem Papier.
Ähnlich allgemein blieben die Gipfelteilnehmer auch bei den Fragen Armutsbekämpfung und Klimaschutz. Erstere soll ein Kernbereich der strategischen Zusammenarbeit bleiben. Europa will den Lateinamerikanern verstärkt Seminare über praktikable Modelle des Sozialstaats anbieten.
Beim Klimaschutz habe man sich nach zähen Verhandlungen darauf geeinigt, dass 2009 in Kopenhagen verbindliche Regeln für alle Weltregionen gefunden werden sollen, berichtete Kanzlerberater Bernhard Wrabetz.